Eines vorweg: Ich verstehe mich als moderner Vater, und als meine Frau mit unserem ersten Sohn schwanger war, war klar, dass auch ich in Karenz gehen möchte. Ich war damals bei einem metallverarbeitenden Betrieb in der Managementebene des IT-Bereichs tätig, und ich wollte, nachdem mein Sohn ein Jahr alt war, zwei Monate bei ihm zuhause bleiben. Ich habe mich im Vorfeld informiert, welche Möglichkeiten es gibt und wie es mit dem Kündigungsschutz aussieht. Dann bin ich zu meinem Vorgesetzten gegangen und habe ihm von meinen Plänen erzählt. Die Reaktion war, wie man sie von einem Workaholic erwartet. Er fiel aus allen Wolken, und hat sich daraufhin auch mit dem Eigentümer der Firma beratschlagt. Mir wurde schriftlich mitgeteilt, dass man keine Freude damit habe, aber nichts dagegen tun könne. Man könne nun leider die kürzlich erfolgte Beförderung nun nicht mehr zurücknehmen. Solche Aussagen tun dann schon ein bisschen weh.

Mir war aber immer klar, dass ich das durchziehen will, egal wie die Firma reagiert. Auch mit dem Hintergrund, dass meine Frau selbstständig ist und ein gesundes Unternehmen führt. Wir wären also im Falle einer Kündigung nicht vor dem Nichts gestanden. Die Karenz ging dann auch durch. Somit war ich der erste Mann in der hundertjährigen Firmengeschichte, der tatsächlich in Karenz gegangen ist. Ich war damals so naiv, der Firma anzubieten, geringfügig einen Tag in der Woche während der Karenz zu arbeiten. Schließlich war ich eine Führungskraft und wollte meine Mitarbeiter nicht hängen lassen. Das Feedback der Kollegen war übrigens gewaltig – im positiven Sinn.


Als ich wieder eine Weile aus der Karenz zurück war, habe ich um eine Elternteilzeitlösung gebeten. Ich blieb einen Tag in der Woche zuhause, arbeitete de facto aber nicht weniger, weil ich viel von daheim erledigt habe. Das kam erneut nicht besonders gut an. Da merkte ich schon, das hat nun einen Keil zwischen mich und meine Vorgesetzten getrieben. Als meine Frau dann erneut schwanger wurde, standen wir wieder vor der Entscheidung. Da sie besser verdient, und durch die Selbstständigkeit zeitlich flexibler ist, wollte ich diesmal zehn Monate in Karenz gehen. Als ich das der Firma mitgeteilt habe, hat das das Fass zum Überlaufen gebracht. Plötzlich wurden Dinge oder vermeintliche Fehler - auch von Kollegen - aufs Tapet gebracht, die bereits Jahre her waren und vorher nie angesprochen wurden. Das alles führte schließlich zu der einvernehmlichen Auflösung meines Dienstverhältnisses. Einvernehmlich auch deswegen, weil ich in so einem Betrieb nicht mehr arbeiten wollte. Ich bin jetzt zuhause bei meinen Söhnen. Denn diese einzigartige Zeit ist mir wichtiger.