Der Auftakt für den Life Ball 2017 ist gemacht. Dienstagabend fand im Wiener Burgtheater zunächst das "Life+ Celebration Concert" statt, das stets im Vorfeld des Aids-Charity-Events veranstaltet wird. Stars wie die Sopranistin und Grammy-Preisträgerin Sumi Jo aus Südkorea kamen dafür nach Wien. Der Reinerlös geht an nationale und internationale HIV/Aids-Hilfsprojekte.
Sumi Jo, deren Karriere in den 1980er-Jahren maßgeblich von Herbert von Karajan geprägt wurde, freute sich sehr wieder in Wien zu sein. "Ich bin sehr dankbar, für ein Charity-Event singen zu dürfen", sagte die 54-jährige Grammy-Preisträgerin im APA-Interview. Thomas Drozda (SPÖ) fieberte ebenfalls dem Konzert entgegen. "Theater ist ja auch Reflexion und Nachdenklichkeit sowie ein Ort der Unterhaltung." Die Arbeit von Gery Keszler sei wichtig, denn HIV und Aids sei eine Sache, von der man glaube, sie sei eigentlich überwunden. Doch weltweit seien 36 Millionen Menschen daran erkrankt, zwei Millionen jedes Jahr neu. Eine Million würde jährlich an der Krankheit sterben.
"Aids ist ein Thema, das nahezu seit 30 Jahren auf dieser Bühne vorkommt", sagte dann Karin Bergmann, interimistische Burgtheaterdirektorin vor dem Beginn des Konzerts. Heute ginge es aber darum, ein Fest zu feiern, schloss Bergmann. Der dänische Bariton Bo Skovhus eröffnete dieses mit ernster Kost, nämlich mit Alexander von Zemlinskys "Ich bin friedlos". Das aus mehreren Stahlkonstruktionen bestehende Bühnenbild wurde dazu mit Filmaufnahmen aus den 30er-Jahren bespielt, dem heurigen Motto "Recognize the Danger" gehorchend, das eine Zeitreise in diese Epoche des vorigen Jahrhunderts anvisiert.
Düsterer erster Teil
Die erste Hälfte des Abends war in Summe eher düster gehalten. Dies offenbarten auch die literarischen Beiträge, etwa in Form von Joseph Roths "Reportagen: Berliner Bilderbuch" über eine Armenausspeisung, von Maria Happel gelesen. Den emotional bewegendsten Auftritt im ersten Teil konnte ohne Zweifel die Sopranistin Maria Jose Siri für sich reklamieren. Ihre Darbietung der Arie "La mamma morta" aus Umberto Giordanos Oper "Andrea Chenier" war überragend. Viel Applaus erhielt aber die erst zwölfjährige englische Komponistin Alma Deutscher, die selbst am Streichinstrument tätig einen Satz aus ihrem Violinkonzert präsentierte.
Nach der Pause ließ das von Alfred Eschwe geleitete Tonkünstler-Orchester dann gleich den Verdacht aufkommen, dass es nun in emotional freundlichere Gefilde gehen wird, eröffnete man doch mit der "Zwanzinette" von Franz Lehar. Ein "Some Enchanted Evening" aus einem Richard Rogers-Musical bestätigte diesen Verdacht. Vorgetragen wurde dieses Stück von Bassstimme Rene Pape. Eine sich lasziv-illuminiert gebende Sunny Melles fragte dann gemeinsam mit den Wiener Comedian Harmonists nach dem Weg in die "next whisky bar", und der wohlbekannte "Alabama Song" aus Kurt Weills Feder zeigte wieder zurück in die 30er-Jahre. Yuri Revich zeigte dann umjubelt als sein Können auf der Violine bei einem Stück von Shostakovich.
Für ein unerwartetes, aber vom Publikum durchaus angenommenes Intermezzo sorgte dann Chris Lohner gemeinsam mit der 1937 in Wien geborenen Yvonne Kalman, Tochter des Komponisten Emmerich Kalman. Letztere wurde von Lohner in einer Art Interview unter anderem zu ihren Eindrücken im US-Exil nach der Flucht von den Nazis befragt. Daniela Fally sang daraufhin Kalmans "Heia Heia, in den Bergen". Ein Lehar-Duett aus "Die lustige Witwe" mündete dann in das beschwingte Finale, bei dem alle Künstler noch einmal gemeinsam zu einem weiteren Stück aus Kalmans "Csardasfürstin" auf der Bühne erschienen. Ein Abend, der durch sein Setting eine große emotionale Bandbreite überzeugte, fand sein umjubeltes Ende.