Wegen versuchten schweren Betruges mit gefälschten Gemälden waren fünf Männer am Freitag in Korneuburg angeklagt. Die Beschuldigten wollten laut Staatsanwaltschaft angebliche Bilder von Pablo Picasso und anderen berühmten Malern veräußern, sie bestritten die Vorwürfe. Die Cobra hatte das Quintett in einem Hotel am Flughafen Wien festgenommen. Der Prozess wurde auf 26. September vertagt.
Die Vorwürfe richten sich gegen vier Österreicher und einen Slowenen. Der Erstangeklagte (69), der seit Jahrzehnten im Kunstgeschäft tätig ist, erschien krankheitsbedingt nicht zur Schöffenverhandlung. Die anwesenden Mitangeklagten bekannten sich nicht schuldig und gaben an, von der Echtheit der Gemälde ausgegangen zu sein. Den Vermittlern waren bis zu 30 Prozent vom Verkaufspreis als Provision versprochen worden. "Ich habe geglaubt, das ist ein Lotto-Sechser", sagte ein 43-Jähriger.
Verkaufskatalog angefertigt
Die Männer hatten im Copyshop einen Verkaufskatalog mit Bildern angefertigt und laut Anklage eine Liste mit zehn Gemälden zum Preis von insgesamt 71 Millionen Euro angeboten. Das Gericht hatte ein Scheingeschäft bewilligt. Es kam am 27. Juli 2016 in einem Hotel am Flughafen in Schwechat zum Treffen mit einem vermeintlichen Vertreter eines russischen Oligarchen, der angeblich an einem Kauf interessiert war. In Wahrheit handelte es sich um einen verdeckten Ermittler. Es wurden Bilder von Picasso gezeigt, die der 66-Jährige von Slowenien nach Österreich gebracht hatte. Vor etwaigen Preisverhandlungen erfolgte laut Staatsanwalt der Zugriff durch das Einsatzkommando Cobra, die 14 nach Österreich transportierten Bilder wurden sichergestellt.
Bei dem Slowenen waren rund 90 Kunstwerke - laut Anklage angeblich von Malern wie Picasso, Gustav Klimt, Emil Nolde, Paul Cezanne, Auguste Renoir, Salvador Dali, Marc Chagall, Edvard Munch - gelagert, die aus der Sammlung eines in Serbien lebenden Ex-Diplomaten stammten. "Ich bin 100-prozentig überzeugt davon, dass es sich um Originalbilder handelt", sagte der Slowene. Auch einem 50-jährigen Beschuldigten erschien die Geschichte "schlüssig".
Die Staatsanwalt berief sich hingegen auf die Kunstabteilung des Bundeskriminalamtes, wonach es sich um Fälschungen handelt. Die Richterin zitierte aus einem Schreiben der Picasso Foundation, der Fotos der Kunstwerke übermittelt worden waren. Darin heißt es: "Es hat den Anschein, als stammten die Bilder nicht von der Hand des großen Künstlers."
Echtheitszertifikate
Er habe sich darum bemüht, bei der Picasso Foundation bzw. bei Claude Picasso, dem Sohn des Künstlers, Echtheitszertifikate für die Bilder zu bekommen, "aber keine Antwort erhalten", übersetzte der Dolmetscher die Angaben des Slowenen. Dazu meinte der Fünftangeklagte (45), es könne jahrelang dauern, bis man die Provenienz eines Bildes erforscht habe. Der Gang zur Picasso Foundation sei erst der letzte Schritt.
Der 45-Jährige zeigte sich "fassungslos" über die Vorwürfe. Bei dem Wiener handelt es sich um den Sohn des Erstangeklagten. Der ehemalige Galerie-Besitzer berichtete, ein Versicherungsmakler habe ihm eine Kunstsammlung - über die er durch den Zweit- und Drittangeklagten erfahren hatte - angeboten. Daraufhin habe er seinen Vater informiert und einen befreundeten Rechtsanwalt gebeten, Expertise zur Echtheit einzuholen und einen möglichen Verkauf rechtlich abzusichern. Bei dem Treffen am Flughafen sei es rein um eine Besichtigung gegangen, ein Verkauf wäre an diesem Tag nicht zustande gekommen, erklärte der 45-Jährige.
Nächster Termin im September
Beim nächsten Termin am 26. September sollen der Erstangeklagte und Zeugen befragt werden. Die Staatsanwaltschaft hat zudem ein Gutachten zur Echtheit der Kunstwerke beantragt. Der 45-jährige Beschuldigte hatte zuvor gemeint, kein Sachverständiger könne einwandfrei sagen, ob ein Bild gefälscht oder echt sei.