Die Lawine hatte sich gegen 12.30 Uhr gelöst und nahm laut Bergrettern riesige Ausmaße an: Sie war rund 700 Meter breit, im Bereich des Lawinenkegels türmten sich die Schneemassen bis zu zwölf Meter hoch.
Laut vorläufigem Erkenntnisstand wurde eine achtköpfige Gruppe von Tourengehern aus der Schweiz von der Lawine erfasst. Während sich vier Mitglieder selbst befreien konnten bzw. nur zum Teil verschüttet wurden, begruben die Schneemassen vier Wintersportler unter sich. "Die ersten Einsatzkräfte waren etwa 15 Minuten nach der Alarmierung am Lawinenkegel", sagte der Geschäftsführer der Tiroler Bergrettung, Peter Veider.
Gute Ausrüstung
Alle Gruppenmitglieder seien gut ausgerüstet gewesen und hätten LVS-Geräte (Lawinenverschüttetensuchgerät, Anm.) bei sich gehabt, so Veider: "Dadurch haben wir die Verschütteten relativ schnell orten können". Da sich die ersten drei Opfer aber in rund fünf Metern Tiefe befunden hatten, nahm ihre Bergung dementsprechend viel Zeit in Anspruch.
Die ersten drei Todesopfer wurden am Nachmittag geborgen. Die Suche nach dem vierten Verschütteten gestaltete sich schwieriger. Laut Veider wurde er in rund zwölf Metern Tiefe lokalisiert. Neben Schaufeln kam auch eine Handschneefräse zum Einsatz. An der Suchaktion waren knapp 60 Mann der Bergrettung, Alpinpolizei und fünf Rettungshubschrauber beteiligt.
Gefährlicher Hang
Laut dem Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes, Rudi Mair, ist es auf diesem Hang schon mehrmals zu Lawinenunglücken gekommen. Bei diesem handle es sich um "extrem steiles Gelände", erklärte Mair: "Teilweise ist der Hang dort bis zu 40 Grad steil". Außerdem sei er nord- und somit schattseitig gelegen. Insgesamt habe es sich daher um "keine gute Tourenwahl gehandelt", so der Leiter des Lawinenwarndienstes.
Für diesen Bereich sei auch das sogenannte "Altschneeproblem" typisch. Davon sprechen Experten, wenn in der Altschneedecke langlebige Schwachschichten existieren, die durch Zusatzbelastung ausgelöst werden können. "Das Altschneeproblem ist ein für diesen Winter typisches Gefahrenmuster", betonte Mair. In der Schneedecke seien viele Schwachschichten eingelagert, und das Fundament sei insgesamt störanfällig. "Daher reicht schon geringe Zusatzbelastung aus".
"Mäßige" Lawinengefahr
In Tirol herrschte am Mittwoch oberhalb von etwa 2.200 Metern "mäßige" Lawinengefahr, darunter wurde sie von den Experten als "gering", also mit Stufe 1 der fünfteiligen Skala eingeschätzt. Mögliche Gefahrenstellen seien vor allem in sehr steilen, bisher wenig befahrenen Schattenhängen oberhalb von 2.200 Metern zu finden, hieß es.
Der Jochgrubenkopf in den Tuxer Alpen war bereits vor rund einem Jahr Schauplatz eines großen Lawinenabgangs: Am 13. Februar trat eine achtköpfige Skitourengruppe aus Frankreich beim Aufstieg ein Schneebrett los, das weitere Lawinen auslöste. Damals wurden vier Personen teilweise verschüttet, blieben aber unverletzt.