Die auf Englisch verfassten Schreiben soll der Steirer mit Unterschrift und Fingerabdruck bestätigt haben. Der 53-Jährige stellte die "Haftbefehle" laut Anklage als "Sachbearbeiter des hiesigen Gerichts" aus. "Haben Sie nicht gewusst, was Sie da unterschreiben?", wollte die Richterin wissen. Daraufhin schüttelte der 53-Jährige nur den Kopf und verwies auf seine nicht ausreichenden Englischkenntnisse. Außerdem verschickte der Steirer im Mai 2016 Schreiben des "Amtes der Menschen auf Erden", das er seinen Angaben zufolge mitgründete. Den Empfängern, darunter Mitarbeiter der Wirtschaftskammer, stellte er darin mehr als 6,6 Millionen Euro in Rechnung.

Der Beschuldigte war 2013 bei einer Informationsveranstaltung in der Steiermark mit der am Mittwoch abwesenden Erstangeklagten in Kontakt gekommen. Ein Weisen- und Ältestenrat sollte seinen Angaben zufolge am 28. Juli 2014 in Hollenbach tagen, um die Sachwalterschaft der am Hof lebenden Frau zu klären. Der Einladung zum "Wiesensommer" waren zahlreiche Menschen gefolgt. Der Steirer gab an, am 28. Juli das erste Mal nach Hollenbach gefahren zu sein, bei der Übergabe des "Haftbefehls" will er nicht dabei gewesen sein. Er berichtete auch von einem Treffen in Wien mit der Erstangeklagten, an dem auch der 57-Jährige teilnahm.

"Wegradieren"

"Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das Ganze wegradieren", meinte der Steirer. Die Richterin nahm ihm jedoch seine Aussage nicht ab, wonach er sich mittlerweile von dem Gedankengut distanziert habe.

"Es war verführerisch, dass es auch andere Rechtsordnungen gibt. Ich habe versucht auszuloten, um was es sich hier handelt", meinte der 57-jährige Angeklagte. Er wurde wie die beiden anderen am Mittwoch anwesenden Beschuldigten als "Hilfssheriff" geführt - ohne seine Einwilligung, sagte der Arzt aus Wien.

"Ich kann mich nicht erinnern"

"Das Gedankengut ist für mich nicht nachvollziehbar und nicht schlüssig gewesen", erklärte er. Die Staatsanwältin wollte daraufhin wissen, warum er den "International Common Law Court of Justice Vienna" mitgegründet und dies auf einem Dokument mit Fingerabdruck und Unterschrift bestätigt habe. Eine glaubwürdige Antwort darauf erhielt sie nicht - "ich kann mich nicht erinnern", meinte der Arzt, "ist das meine Unterschrift?"

"Ich war nicht bei der Übergabe des 'Haftbefehls' an die Polizei dabei", erklärte der 57-Jährige. Seinen Angaben zufolge war er ab Juni 2014 mehrmals in Hollenbach. "Es war ein sehr verwahrloster Haushalt. Ich war bereit, beim Aufräumen und Verrichtungen des Alltags zu helfen." Am 28. Juli 2014 sei er in den Morgenstunden angerufen worden, dass es der Frau nicht gut gehe, und in Folge nach Hollenbach gefahren - bei seinem Eintreffen war der Polizeieinsatz bereits im Laufen. Der Prozess wird mit Zeugenbefragungen fortgesetzt.