Am Wiener Straflandesgericht hat sich Mittwochnachmittag ein falscher Polizist vor Gericht verantworten müssen. Der 46-Jährige soll sich gemeinsam mit einem Komplizen von Oktober bis Dezember mit den Worten "Kriminalpolizei, machen Sie bitte die Tür auf" Zugang zu Wohnungen in der Bundeshauptstadt verschafft haben. Vier Mal hat der 46-Jährige laut Anklage zugeschlagen.

Der 27-fach vorbestrafte Mann lernte seinen Komplizen - die Polizei fahndet noch nach dem Mann namens "David" - beim Drogenkauf auf der Gumpendorfer Straße kennen. "David" pfuschte gelegentlich als Elektriker, dabei fielen ihm diverse Wertgegenstände in den Wohnungen auf. Da beide Männer drogenabhängig waren - der 46-Jährige schnupfte eigenen Angaben zufolge drei bis vier Gramm täglich Heroin oder Kokain - beschlossen sie, sich als Polizisten auszugeben, um sich Zutritt zu den Wohnungen zu verschaffen.

Mit diesem Trick knöpften sie etwa einer stark sehbehinderten Frau Schmuck im Wert von 17.000 Euro sowie Sparbücher ab. Sie läuteten am 25. November gegen 16.45 Uhr an der Wohnungstür des Mehrparteienhauses in der Linken Wienzeile. Als sie bemerkten, dass jemand hinter der Tür steht, forderten sie mehrfach mit den Worten "Polizei, öffnen Sie die Tür" Einlass in die Wohnung. Da "David" Armenier sein dürfte und nur schlecht Deutsch spricht, übernahm der 46-Jährige die Rolle des Wortführers.

Frau bedroht

Die Frau öffnete schließlich und wurde sofort von den beiden Männer zurück in das Vorzimmer gedrängt, wobei der nun Beschuldigte eine Baseballkappe mit der Aufschrift "Polizei" trug. Die Täter fragten sofort nach dem Safe der Frau, darin sollen sich Schmuckstücke aus einem Diebstahl befinden, behaupteten sie. Dabei hielten sie der 52-Jährigen Handschellen vor das Gesicht und drohten, sie festzunehmen. "Ich wurde mit Handschellen bedroht. Ich hab Angst gehabt", sagte die Frau zu Richterin Christina Salzborn.

Die 52-Jährige öffnete schlussendlich den Safe. Während "David" den Tresor ausräumte, lenkte der 46-Jährige die Frau ab. "Ich habe sie perlustriert, ihren Ausweis verlangt", räumte der Beschuldigte, vertreten von Andreas Reichenbach, ein. "Schön ist die Geschichte nicht", sagte Richterin Salzborn. "Sie haben das Vertrauen der Leute in die Polizei massiv geschädigt."

Weiterer Versuch

Bei einem weiteren Fall am 13. Dezember gelang es den Betrügern nicht, in die Wohnung des Opfers zu gelangen. Die Maklerin wurde stutzig und ließ die Männer nicht in ihre Räumlichkeiten.

Im Zuge der Ermittlungen kam die Polizei dahinter, dass die Männer bereits im Oktober zugeschlagen hatten. Dabei dürfte es das Duo aber nicht auf Wertgegenstände oder Geld abgesehen haben, sondern auf Drogen. Von den Opfern wussten die Männer, wie der 46-Jährige nun vor Gericht aussagte, dass sie im Drogengeschäft tätig sind. Wenn sie also als Polizisten auftreten würden, würden die Wohnungsbewohner das Suchtgift sofort aushändigen, spekulierten die Männer.

Eine 24-Jährige, die vor Gericht aussagte, nichts mit Drogen am Hut zu haben, überreichte den Männern aus Angst jedoch sofort die Geldbörse ihres Lebensgefährten mit 3.800 Euro darin. Einem weiteren angeblichen Drogendealer knöpften sie so 100 Euro und eine Bankomatkarte samt PIN-Code ab. Dieser arbeitete allerdings als V-Mann der Polizei und wunderte sich noch, dass der ihm vorgestellte "Oberst" so schlecht Deutsch sprach. "Wie der gesagt hat, er ist V-Mann der Polizei, na da ist mir schlecht geworden", erzählte der Angeklagte.

Prozess vertagt

Aus diesem Grund weitete die Staatsanwältin die Anklage aus. Statt des schweren Betruges klagte sie gewerbsmäßigen schweren Betrug, Urkundenunterdrückung und die Entfremdung unbarer Zahlungsmittel an. Die Verhandlung wurde zur Einvernahme weiterer Zeugen - u.a. der V-Mann der Polizei - vertagt.