Das Platzverbot rund um die Wiener Hofburg anlässlich des Akademikerballs ist am späten Abend deutlich verkleinert worden - und zwar "auf den unmittelbaren Veranstaltungsbereich". Die Ringstraße war nach 22.00 Uhr wieder frei befahrbar, sagte Polizei-Pressesprecher Johann Golob. Insgesamt ist die Demonstration gegen den Ball laut Exekutive sehr ruhig und friedlich verlaufen. Nach vorläufigem Stand hat es keine Festnahmen gegeben. Allerdings kam es zu mehr als 50 Identitätsfeststellungen von Demonstranten, unter anderem wegen Teilnahme an unangemeldeten Versammlungen. Strafrechtliche Delikte gab es aber laut derzeitigem Kenntnisstand keine, so Golob.

Der Akademikerball selbst wurde laut Polizei von 1500 bis 1600 Gästen besucht, offizieller Beginn war wie geplant um 21 Uhr. Laut Polizei marschierten gegen 19.00 Uhr rund 2800 Personen durch die Innenstadt, die Veranstalter zählten rund 4000 Teilnehmer. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies dennoch eine deutliche Reduktion. Trotz des Zustroms zum Protestzug der "Offensive gegen Rechts" (OGR) in den Abendstunden dürfte die Demonstration kleiner als in den Jahren zuvor ausgefallen sein. Im Vorjahr zählte die Polizei zu Beginn rund 3000, später etwa 5000 Teilnehmer; die Veranstalter sprachen damals von rund 8000 Demonstranten.

Der Ball wurde heuer von einer Premiere begleitet: Die Polizei berichtete über soziale Medien wie Twitter und YouTube intensiv und rasch von den Demonstrationen. Auch 36 hauseigene Videoteams hatte die Polizei erstmals dabei. Teile des Materials wird die Polizei am Samstag veröffentlichen.

Sobotka unter Beschuss

Die Teilnehmer waren mit Trommeln, Fahnen und Transparenten erschienen. In ersten Reden gab es nicht nur Kritik am Akademikerball der FPÖ, sondern auch an der Regierung und insbesondere an Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP).

Sobotka stand vor allem mit seiner Forderung nach einer Einschränkung des Demonstrationsrechtes unter Beschuss. Der Innenminister "versucht, uns einzuschüchtern", sagte eine Rednerin. Den Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) wiederum forderte sie auf: "Hören Sie endlich auf, Rassismus zu schüren!"

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Als Grund für die Demo nannten die Veranstalter: "Wir sind hier, um ein klares Zeichen gegen die rechte Hetze zu setzen." Der Widerstand "gegen dieses braune Pack ist notwendiger denn je".

Auf Transparenten war unter anderem zu lesen: "FPÖ raus, Flüchtlinge rein", "Kämpfen gegen FPÖ und Abschiebungen, gemeinsam für Jobs und höhere Löhne". Ein Demonstrant im Rollstuhl hatte eine Tafel mitgebracht, auf der zu lesen war: "Kein Nazi in der Hofburg".

Auffallend war, dass anders als bei Demonstrationen gegen den Akademikerball in früheren Jahren zunächst kein schwarzer Block im Demonstrationszug sichtbar war. Bereits im Vorfeld war man allgemein davon ausgegangen, dass der Protest friedlicher als in früheren Jahren verlaufen dürfe.

Zuvor hatte am Ballhausplatz eine aktionistische Kundgebung namens "Buntgebung" der Aktion "Jetzt Zeichen setzen" stattgefunden. Laut Veranstalterangaben nahmen rund 60 Personen teil. Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch, kritisierte, dass rechtsextreme Männerbünde Vernetzungstreffen in den Räumen der Republik abhalten. Zur Aussage des neuen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen ("Was geht es mich an? Lasst sie doch.") sagte Pollak gegenüber der APA, der Normalisierung des Rechtsextremismus könne man mit Gelassenheit begegnen, "oder wie von unserer Seite mit Unverständnis".

Umbenennung in Akademikerball

Die Kritik an dem von der FPÖ ausgerichtete Akademikerball führt seit Jahren zu Protesten, in der Vergangenheit kam es dabei auch zu teils gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei und auch zu Sachbeschädigungen. Von Kritikern wird der Ball als Vernetzungstreffen der europaweiten rechten Szene gesehen. Im Jahr 2012 hatte die Hofburg BetriebsgesmbH nach massiven Protesten gegen den Ball entschieden, die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Wiener Korporationsring (WKR) nicht mehr zuzulassen. Daraufhin wurde der Ball in "Wiener Akademikerball" umbenannt und wird seit 2013 nicht mehr vom WKR, sondern von der Wiener FPÖ ausgerichtet.

Besucht wird der umstrittene Ball alljährlich auch von prominenten Vertreter der Freiheitlichen. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat sich für heuer erneut angesagt, er wird laut Auskunft seines Büros Begrüßungsworte sprechen. Gegen 19.15 Uhr bei der Hofburg bereits eingetroffen waren Ex-FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat und Dritter Präsident des Nationalrates, Norbert Hofer, Burgenlands Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz sowie der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (alle FPÖ). Die Eröffnung des Balls war für 21.00 Uhr angesetzt.

Bereits vor Beginn des Demonstrationszugs der OGR hatte am Ballhausplatz eine Kundgebung der Aktion "Jetzt Zeichen setzen" mit (laut Veranstaltern) rund 60 Teilnehmern stattgefunden. SOS-Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak kritisierte dabei, dass rechtsextreme Männerbünde Vernetzungstreffen in den Räumen der Republik abhalten.

Kritik von roter Jugend

Kritik am Ball kam am Freitag vor Beginn der Demonstrationen auch von den roten Jugendorganisationen: "Jahr für Jahr müssen wir darauf aufmerksam machen, dass Rassismus, Rechtsextremismus, Faschismus, Antisemitismus und Intoleranz keinen Platz in unserer weltoffenen Gesellschaft haben dürfen und warum die extreme Rechte in den Räumlichkeiten der Republik keinen Platz finden kann. Wir werden nicht müde, dies zu wiederholen!", hieß es in einer Aussendung von AKS, Roten Falken, der FSG-Jugend sowie VSSTÖ, Sozialistische Jugend und Junge Generation. Auch sie übten besondere Kritik an Sobotka. Auch die Österreichische Hochschülerschaft protestierte via Aussendung gegen den Ball.