Ablenkung ist die größte Gefahr beim Autofahren. Dadurch kommt es alljährlich zu 13.000 Verkehrsunfällen mit 130 Toten, berichtete die Allianz Versicherung bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. Ablenkung habe damit Alkohol als Risiko Nummer eins im Straßenverkehr abgelöst.

Als Ablenkung zählen besonders die Nutzung des Handys, aber auch die Interaktion mit dem Beifahrer oder das Nutzen der Freisprechanlage sowie des Navigationsgerätes. "Multitasking gibt es nicht," sagte dazu Jörg Kubitzki, Unfallforscher des Allianz Zentrum für Technik. Die Bedienung der Geräte erfordere mehr Aufmerksamkeit als vom Fahrer eingeschätzt.

Ohne Freisprechanlage

Das Marktforschungsunternehmen Makam befragte online 1.600 Autofahrer in Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt. Demnach telefonieren 65 Prozent der Autofahrer während der Fahrt, die Hälfte davon ohne Freisprechanlage. 30 Prozent schreiben und 19 Prozent lesen Textnachrichten. Rund acht von zehn Lenkern schauen während der Fahrt auf ihr Navi, 74 Prozent bedienen das Autoradio, ein knappes Drittel den Bordcomputer.

Küssen oder Tratschen

Auch der Beifahrer beansprucht häufig die Aufmerksamkeit des Lenkers. So küssen sich laut Umfrage sogar 13 Prozent während der Fahrt. 72 Prozent der Autofahrer hören bei Telefongesprächen ihrer Mitfahrenden zu, sieben von zehn sind oft in Gespräche verwickelt.

Wie sehr sich Verkehrsteilnehmer ablenken lassen, hängt mit Alter und Geschlecht zusammen. "Junge Fahrer berichten häufiger von Ablenkungen als Fahrer mittleren Alters oder Senioren", sagte Kubitzki. Dasselbe gelte für Männer im Vergleich mit Frauen. Wer über mehr Geräte verfügt, lasse sich auch leichter zur Benutzung verlocken, unterstrich Kubitzki. Im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz lassen sich Österreicher öfter ablenken.

SMSen verboten

Neben Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung ist auch SMSen, E-Mail-Schreiben und Internetsurfen am Steuer seit Juni 2016 explizit verboten. Ob diese Regelung tatsächlich Unfälle verringern werde, lasse sich noch nicht sagen, meinte Beate Sommerer, Geschäftsführerin des Allianz Kundenservice.