Der Fall sorgte für Aufregung: Eine Patientin in den USA ist Anfang Jänner an einer Infektion gestorben, nachdem alle 26 zugelassenen Antibiotika keine Wirkung gezeigt hatten. Bei der Pensionistin sei ein multiresistenter Klebsiella-Pneumoniae-Keim gefunden worden, der nicht wirksam mit Antibiotika behandelt werden könne.
Wissenschafter stellen eine steigende Zahl von Bakterien fest, die gegen Antibiotika resistent und damit kaum zu behandeln sind. Sie warnen, dass in einer post-antibiotischen Ära selbst leichtere Erkrankungen bei geschwächten Patienten zum Tode führen könnten.
Forschung stockt
In der Entwicklung neuer Medikamente geht kaum etwas voran, denn für die Pharmaunternehmen ist die Entwicklung neuer Antibiotika langwierig und wenig lukrativ. Seit die bislang letzte neue Antibiotika-Klasse auf den Markt gekommen ist, sind rund 30 Jahre vergangen, Zeit genug für die Keime neue Wege zu finden, den Wirkstoffen zu entgehen, weiß Kim Lewis, Antibiotika-Forscher an der Northeastern Universität in Boston.
Wiener Astro-Ansatz
Bakterien sind bei unterschiedlichen Konstellation von Umweltfaktoren einmal mehr, einmal weniger anfällig auf Antibiotika, fanden Wiener Forscher heraus. So wie Astrobiologen ausloten, unter welchen Verhältnissen Mikroben auf fremden Planeten leben könnten, haben sie dies für Bedingungen getan, die im menschlichen Körper auftreten. Die Studie erschien im Fachjournal "Interface" der Royal Society.
Die Wissenschafter um Jesse Harrison vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien haben "Halomonas hydrothermalis"-Bakterien, die poly-extremo-tolerant sind, also generell sehr viel aushalten, Sauerstoff- und Eisenmangel sowie unterschiedlichen Salzkonzentrationen ausgesetzt und zusätzlich mit Antibiotika malträtiert. Die Bakterien hielten unterschiedlichen Mengen von Antibiotika stand, je nachdem, welche Kombination von anderen Faktoren auf sie einwirkte, berichten die Forscher.
Unterstützung für Antibiotika
So waren die Mikroben bei ausreichend Sauerstoff recht widerstandsfähig gegenüber dem Antibiotikum Ampicillin, egal ob ihnen Eisen in Hülle und Fülle, oder nur spärlich zur Verfügung stand. Ging ihnen jedoch Eisen und Sauerstoff gleichzeitig aus, hemmte Ampicillin ihr Wachstum auf einmal viel stärker. Wie sehr zwei anders wirkende Antibiotika, nämlich Kanamycin und Ofloxacin, die Bakterien störten, wurde wiederum vorwiegend von der Salzkonzentration beeinflusst.
Durch systematisches Ausprobieren könne man für alle möglichen Antibiotika jene Konstellationen ermitteln, bei denen sie am besten wirken, und somit Therapien für Infektionskrankheiten verbessern meinen die Forscher.