Nachdem ein 25-jähriger Marokkaner wegen Terrorverdachtes im Dezember in einem Flüchtlingsheim in Fuschl festgenommen und in der Vorwoche enthaftet worden war, klickten bei einem ehemaligen Mitbewohner des Mannes wegen des Verdachtes der Mitgliedschaft zu der schiitischen terroristischen Vereinigung "Badr Corps" am Montag in Salzburg die Handschellen. Der 34-jähriger Iraker bestreitet den Vorwurf, ein Antrag auf Untersuchungshaft wegen Flucht- und Tatbegehungsgefahr wurde gestellt.
Festnahme in Flüchtlingsheim
Bei der Hausdurchsuchung in dem Flüchtlingsheim in Fuschl am 19. Dezember hatte die Polizei einen Laptop und mehrere Mobiltelefone sicherstellt. Die Polizei war nach einer Anzeige einer ehemaligen Freundin des 25-jährigen Marokkaners eingeschritten. Ihren Angaben zufolge habe der Mann, der 2015 illegal nach Österreich gekommen war, einen Terroranschlag zwischen Weihnachten und Silvester 2016 in der Stadt Salzburg geplant. Der Beschuldigte wurde allerdings am vergangenen Freitag aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Auswertung des sichergestellten Materials brachten keine belastenden Ergebnisse, die einen dringenden Tatverdacht untermauerten. Der Mann, der einen negativen Asylbescheid hatte, wurde am Freitag in Schubhaft genommen.
Die Auswertung der sichergestellten Mobiltelefone durch Beamte des Landesamtes für Verfassungsschutz und Experten des Landeskriminalamtes führte nun aber auf die Spur eines anderen mutmaßlichen Mitgliedes einer Terrororganisation. Auf einem Handy konnte ein manuell gelöschtes Foto wiederhergestellt werden. Es zeigte den 34-jährigen Asylwerber aus dem Irak in Kampfausrüstung mit dem Wappen einer schiitischen terroristischen Vereinigung, wie die Landespolizeidirektion Salzburg am Dienstag informierte.
Bestreitet alle Vorwürfe
Der 34-Jährige Asylwerber wurde am Montagnachmittag in einer Unterkunft in der Stadt Salzburg von Cobra-Beamten widerstandslos festgenommen. Dorthin war er im Dezember nach der Hausdurchsuchung mit weiteren Bewohnern des Fuschler Flüchtlingsheim verlegt worden. Am Montag erfolgte auch die erste Einvernahme des Irakers durch das Landesamt für Verfassungsschutz. "Dabei hat er zugegeben, dass er auf dem Bild in Uniform, mit Abzeichen und Bewaffnung zu sehen ist. Er bestreitet jedoch, ein aktives Mitglied dieser terroristischen Vereinigung zu sein", gab die Polizei bekannt.
Der Verdächtige war im Jahr 2015 über die Balkanroute nach Österreich eingereist und hatte mit falscher Identität einen Asylantrag gestellt. Ermittler des Landesamts für Verfassungsschutz stellten fest, dass der 34-Jährige einen falschen Namen angegeben hatte. Die Staatsanwaltschaft Salzburg hast am Dienstag einen Antrag auf Untersuchungshaft wegen Flucht- und Tatbegehungsgefahr gestellt. Das erklärte Mediensprecher Robert Holzleitner. Das Landesgericht Salzburg wird vermutlich morgen, Mittwoch, über den Antrag entscheiden.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich der Beschuldigte vor seiner Flucht nach Europa einer schiitischen terroristischen Vereinigung im Nahen Osten angeschlossen hatte, skizzierte Holzleitner die Verdachtslage. Dem sichergestellten Foto müsse man nun nachgehen. Derzeit deute aber nichts auf aktuelle Anschlagsplanungen hin, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg.
Falsche Angaben der Ex-Freundin?
Im Fall des 25-jährigen Marokkaners sind die Ermittlungen ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Möglicherweise handelte es sich bei den Anschuldigungen um falsche Angaben der Ex-Freundin des Marokkaners. Die damals acht Mitbewohner des Mannes im Flüchtlingsheim in Fuschl, darunter der nun verdächtige 34-jährige Iraker, wurden in dem Verfahren von der Staatsanwaltschaft Salzburg als Mitbeschuldigte wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung geführt.