Minderjährige Flüchtlinge, die den Kopf so lange an die Wand schlagen, bis sie bluten. Menschen, die nach einem Suizidversuch Betreuung brauchen. Kinder, die in der Schule schreckliche Szenen aus dem Krieg nachspielen und damit die ganze Klasse in Aufruhr versetzen: So äußern sich die traumatischen Erlebnisse, die Menschen, die in Österreich Schutz suchen, im Krieg oder auf der Flucht erlebt haben.

Diese posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) müssen behandelt werden - doch die finanziellen Mittel und Betreuungsangebote sind in Österreich bei weitem nicht ausreichend: "Die Schere zwischen Bedarf und der Hilfe, die wir anbieten können, geht immer weiter auf", sagt Cecilia Heiss vom Verein Hemayat. Daher unterstützt Ärzte ohne Grenzen den Verein und damit die Betreuung traumatisierter Flüchtlinge mit 150.000 Euro pro Jahr. 

Öffentliche Gelder fehlen

"Die Anzahl der Schutzsuchenden hat sich in den letzten zwei Jahren verdreifacht, die öffentlichen Gelder wurden aber nicht annähernd angepasst", sagt Cecilia Heiss. Doch Menschen mit den oben beschriebenen Problemen könnten nicht auf einen Termin in einigen Monaten vertröstet werden. "Wenn diese Menschen nicht behandelt werden, dann ist ein Alltagsleben und auch die Integration nicht möglich", sagt Heiss. Und auch aus medizinischer Sicht sei es keine gute Idee zu warten: "Je später die Betroffenen zu uns kommen, desto schwieriger wird die Behandlung", sagt Heiss.

"Wir betreiben viele Hilfsprojekte in den Ländern rund um Syrien und auch entlang der Fluchtroute", sagt Margaretha Maleh, Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen Österreich. "Daher wissen wir, dass zwei Drittel der Flüchtlinge psychologische Betreuung brauchen." Wenn sich Kinder in der Schule nicht konzentrieren könnten, weil sie nachts von Albträumen aufgeweckt werden oder Väter in ständiger Angst leben, dann sei auch die Integration viel schwieriger, erklärt Maleh, warum Ärzte ohne Grenzen den Verein unterstützt.

Noch seien Tschtschenen das Hauptklientel bei Hemayat, da sich "das Weltgeschehen immer erst mit etwas Verzögerung bei uns abbildet", sagt Heiss. Syrer, Afghanen und Iraker befänden sich aber "auf der Überholspur" bei den neuen Klienten. Neben den Einzeltherapie-Einheiten bietet Hemayat auch Gruppentherapien an: Kunsttherapie für Kinder, Bewegungstherapie für Erwachsene.