Im Zeitraum März bis Juli 2016 sind hochbetagte Wienerinnen von abgefeimten Betrügern um ihr Bares gebracht worden. Ihnen wurde vorgemacht, sie befänden sich möglicherweise im Besitz von Falschgeld. Als ein Mann vorbeikam und ihnen vorspielte, er würde ihre Banknoten überprüfen, suchte er mit dem Geld das Weite. Einer der Täter hat sich am Donnerstag im Landesgericht verantworten müssen.
Bei dem Angeklagten handelte es sich um einen 46-jährigen Ungarn, der sich als "Stefan" bzw. "Herr Schneider" ausgegeben haben soll, als er vorgeblich in Absprache mit ihrer Hausbank bei den Opfern anläutete. Diese waren zuvor von einem Mittäter angerufen worden, der sie vor dem angeblichen Falschgeld warnte und einen raschen und unkomplizierten Umtausch versprach. 19 vollendete und 31 versuchte Fakten umfasste die Anklage, ein Gesamtschaden von 140.000 Euro war inkriminiert.
Sprachbarrieren
"Ich wollte hier eigentlich arbeiten. Aber das ist ganz schwierig, weil ich nicht Deutsch kann", gab der Angeklagte zu Protokoll. Erst auf intensives Befragen seines Verteidigers Peter Philipp ("Ich mach' da die Arbeit vom Staatsanwalt, unglaublich") räumte der Mann ein, sechs bis acht Mal an den Betrügereien, hinter denen eine größere Gruppe gestanden sein dürfte, beteiligt gewesen zu sein: "Dass die Sache nicht in Ordnung ist, habe ich geahnt."
Wie sich im Beweisverfahren zeigte, fiel es den Opfern schwer, den Angeklagten als jenen Mann zu identifizieren, der ihnen das Geld abgeluchst bzw. entrissen hatte, während ein Mittäter - offenbar abgesprochenerweise - sie neuerlich anrief und am Telefon ablenkte. Nacheinander traten eine 93, eine 92 und eine 90 Jahre alte Geschädigte in den Zeugenstand. Die Opfer dürften gezielt aus dem Telefonbuch ausgesucht worden sein, wobei die Kriminellen vermutlich aus ihren Vornamen (Hildegard, Gertrude, Erna, Frieda u.ä.) auf ihr vorgerücktes Alter schlossen.
Keine Versicherung gegen Dummheit
Die 90-Jährige hatte dem Mann 1.500 Euro überlassen. "In meiner Einfalt habe ich getan, was der andere am Telefon gesagt hat", berichtete sie Richter Stefan Romstorfer. Auf dessen Frage, ob ihr Schaden von einer Versicherung gedeckt sei, erwiderte die 90-Jährige: "Gegen Dummheit gibt's noch keine Versicherung."
Etliche Zeuginnen, von denen sich einige wegen Bettlägrigkeit bzw. mit einem Spitalsaufenthalt entschuldigt hatten, erkannten im Angeklagten nicht den Täter wieder. Ob der Prozess am Donnerstag zu Ende gehen wird, war vorerst unklar.