Seit etwa zehn Jahren versuchen österreichische Ornithologen, Waldrappe in Europa anzusiedeln - eine im 16. Jahrhundert großteils ausgestorbene Vogelart. Angeleitet von Ultraleichtfluggeräten lernen die Waldrappe, in ihr toskanisches Winterquartier zu ziehen. Zwei der in Salzburg gestarteten Vögel sind jetzt offenbar innerhalb von acht Tagen in Italien abgeschossen worden.
Die fünf Jahre "Tara" wurde in der Region Venetien erlegt. Der Kadaver sei in der Provinz Vicenza entdeckt worden, berichteten italienische Medien. Erst vor einer Woche war der Waldrapp "Kato" von Vogeljägern in der Nähe der toskanischen Stadt Grosseto abgeschossen worden.
Geldstrafe und Lizenz entzogen
Wegen der Tötung der Waldrappe "Goja" und "Jedi" war ein italienischer Jäger vor einem Monat zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Ihm wurde zusätzlich die Jagdlizenz entzogen.
"Die Tötung von zwei Exemplaren in einer Woche zu Beginn der Jagdsaison beeinträchtigt ernsthaft die ganze Arbeit dieser Jahre für die Ansiedlung von Waldrappen", wurde Johannes Fritz vom "Waldrappteam" in italienischen Medien zitiert.
Zugvogelrouten neu beigebracht
Ende der 1990er-Jahre haben Forscher begonnen, die seit Jahrhunderten fast ausgestorbenen Waldrappen im Almtal in Oberösterreich wieder anzusiedeln, mit dem Ziel, ihnen alte Zugvogelrouten neu beizubringen. 2004 brachen die ersten Tiere zu ihrer großen Reise auf. Der Waldrapp ist auf der Liste bedrohter Arten als "hochgradig gefährdet" eingestuft.
Lange waren die Tiere mit dem markanten Schnabel und Kopfschmuck in den Felswänden der Salzburger Stadtberge heimisch, bis sie im 16. Jahrhundert verschwanden. Die illegale Vogeljagd ist die primäre Todesursache, drei Viertel der Todesfälle sind darauf zurückzuführen. Die Zugvögel müssen im ersten Jahr von den Eltern die Flugroute nach Italien erlernen. Von Menschen aufgezogene Jungvögel kennen diese Flugroute nicht. Menschliche Zieheltern, auf die sie geprägt sind, geleiten sie jedes Jahr mit Leichtflugzeugen und fliegen ihnen voraus, um ihnen so den Weg zu zeigen.