Ab dem Konsum von 50 Gramm Wurst, Schinken und anderem verarbeitetem Fleisch täglich steigt das Darmkrebsrisiko nach Einschätzung der Experten um 18 Prozent. Bei rotem Fleisch - Rind, Schwein, Lamm, Kalb, Schaf, Pferd und Ziege - wird vermutet, dass 100 Gramm täglich das Risiko um 17 Prozent erhöhen könnten, hatte die WHO am Montag aufgrund einer Untersuchung der Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) berichtet. Für die Analyse waren mehr als 800 bestehende Studien zusammengefasst worden.
"Die WHO-Krebswarnung bei Fleisch und Wurst ist eine Farce! Schinken auf die selbe Stufe zu stellen wie Asbest ist hanebüchener Unsinn und verunsichert nur die Menschen. Für mich ist klar: Österreichs Wurst ist und bleibt bedenkenlos die Beste!", schrieb Rupprechter auf seiner Facebook-Seite. Einige Zeit später riet er jedoch zusätzlich zu "maßvollem Fleischkonsum".
Ähnlich äußerte sich Australiens Agrarminister Barnaby Joyce. "Das macht das ganze doch vollends zur Farce - Würsteln mit Zigaretten zu vergleichen", meinte er dazu, dass verarbeitetes Fleisch von der WHO nun in einer Kategorie mit gefährlichen Krebserregern wie Asbest, Alkohol und Tabak geführt wird. "Wenn wir all das aus unserer Ernährung streichen würden, was die WHO als krebserregend bezeichnet, können wir zurück in die Höhlen gehen", sagte er.
Das Gesundheitsministerium verwies auf Anfrage der APA auf die bekannte Ernährungspyramide, wonach "maximal dreimal pro Woche Fleisch oder Wurst konsumiert werden sollte". "Einseitige, fleischlastige Ernährung ist nicht gesund, das wissen wir schon lange", stimmten auch die Grünen in einer Aussendung ein. Beim Einkauf solle außerdem auf "biologische, saisonale und regionale Produkte" geachtet werden. Das Team Stronach sprach von einer "skandalösen" Warnung der WHO. Die Konservierungsstoffe, die für die mögliche Gesundheitsgefährdung verantwortlich sind, seien nur am Rande erwähnt worden.
"Jede Irritation oder einseitige Esshysterie ist wenig hilfreich", hielt der Bauernbund fest, der jedoch auch zu mehr "Verbraucherbewusstsein für die heimischen Nahrungsmittel" riet. "Mit solcher Panikmache ist niemandem geholfen", betonte die Landwirtschaftskammer. Dass ein Zuviel von jedem Produkt schade, sei nicht neu.
"Jeder 17. Österreicher erkrankt in seinem Leben an Darmkrebs", erläuterte Arnulf Ferlitsch von der MedUni Wien im Gespräch mit der APA. "Männer haben dabei ein größeres Risiko als Frauen." Welcher Faktor in verarbeitetem oder rotem Fleisch zu Krebs führen kann, sei noch unklar. Für die Auswirkungen auf das Darmkrebsrisiko gebe es die besten Daten, erläuterte er. Aber auch bei Magen-, Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs werde ein Zusammenhang vermutet. Neben einer ausgewogenen Ernährung riet der Mediziner zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen.
In Deutschland rief Bundesernährungsminister Christian Schmidt die Verbraucher auf, sich nicht verunsichern zu lassen. "Niemand muss Angst haben, wenn er mal eine Bratwurst isst", erklärte er. Die Konsumenten würden "zu Unrecht verunsichert". Auch die deutschen Fleischproduzenten wehrten sich gegen die Aussagen des Berichts. Italiens Landwirtschaftsverband warnte vor der Gefahr, übertriebene Angst unter den Konsumenten zu schüren.