Mehr als 300 Personen (so die Schätzung eines Polizisten) haben am Donnerstag am späten Nachmittag auf dem Hauptplatz von Baden an einer Kundgebung gegen die Suspendierung eines Professors an einem Gymnasium der Kurstadt teilgenommen. Der Pädagoge soll angeblich Mathematik-Maturaarbeiten zu milde beurteilt haben. Die Demonstranten forderten die Rehabilitierung des beliebten AHS-Lehrers.

Es war eine friedlich-unspektakuläre Aktion. Jugendliche und Erwachsene, viele in weißen T-Shirts mit aufgedrucktem Logo - "proprof" - zeigten ihre Solidarität mit dem Lehrer. Eine Handvoll Transparente, ein Pritschenwagen mit Mikrofonen für einige Redner und viel Applaus für deren "proprof"-Statements - nach einer Dreiviertelstunde war die Veranstaltung auch schon wieder vorbei.

Eine anwesende Maturantin, die selbst von der Causa betroffen ist - ihre Mathe-Arbeit wurde nachträglich von "Gut" auf "Befriedigend" herabgesetzt -, erklärte gegenüber der APA: "Eine Riesensauerei ist das alles. Es dürfte etwas Internes sein. Ich bin in den Wirtschaftszweig des Gymnasiums gegangen, der in Mathematik immer als doof galt. Wir hatten den Herrn Professor in Mathe. Er hat uns seit der siebenten Klasse Extra-Stunden gegeben, und dann haben alle geschaut, als wir so gut abgeschnitten haben..." Eine Maturantin bekam bei der nachträglichen Korrektur der schriftlichen Arbeiten sogar "einen Fetzen", wie sich ihre Klassenkollegin ausdrückte.

Der Vater eines Schülers, der erst im kommenden Jahr zur Matura antritt, war voll des Lobes für den suspendierten Professor: "Er gehört einer raren Spezies von Pädagogen an, die eigentlich schon ausgestorben ist. Er hat Fachkompetenz und vermittelt Menschlichkeit und Fairness in höchstem Maße. Es ist ungeheuerlich, dass man ihn suspendiert hat."

Wellen geschlagen hat die Causa am BG/BRG Frauengasse dieser Tage, als die Eltern der Klasse 7A in einem u. a. an Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), LH Erwin Pröll (ÖVP) und den Landesschulrat abgesandten E-Mail die Aufhebung der Suspendierung des beliebten Pädagogen forderten. Die Eltern argumentierten unter anderem mit der merkwürdigen Vorgangsweise bei der Suspendierung. Zunächst seien alle von dem Mathematik-Professor korrigierten Maturaarbeiten von der Maturakommission samt Vorsitzender "als in Ordnung befunden freigegeben worden". Erst nach einer anonymen Anzeige hätte man die Maturabögen nochmals anderen Fachleuten zur Korrektur vorgelegt und diese wären zu einer anderen, strengeren Benotung gekommen. NÖ Landesschulratspräsident Hermann Helm hat übrigens in einem ORF-Interview gesagt, wenn es an ihm gelegen wäre, wäre in diesem Fall keine Suspendierung ausgesprochen worden.