Die Zahl der Studienbeginner aus Nicht-Akademikerhaushalten sinkt. Zeigte die Studierendensozialerhebung, die das Institut für Höhere Studien im Auftrag des Bildungsministeriums alle vier Jahre erstellt, 2015 noch einen Anteil von 77 Prozent, waren es 2019 schon nur mehr 60 Prozent. Der aktuelle Bericht aus dem Jahr 2023 zeigt einen weiteren Abwärtstrend. Lediglich 57 Prozent der Studienanfänger kommen aus einem Haushalt, in dem weder Mutter noch Vater einen akademischen Abschluss haben.
Für die Gründe gibt es mehrere Ansätze. Laut Judith Engleder vom Institut für Höhere Studien, ist der wahrscheinlichste Grund allerdings, dass die Bevölkerung im Gesamten einen höheren Akademisierungsgrad hat. Diese These stützt sich auch damit, dass die Wahrscheinlichkeiten von jungen Menschen von Eltern mit akademischem Abschluss und nicht akademischem Abschluss, an einer Hochschule zu landen, beinahe konstant geblieben sind. „Es zeigt sich, dass die Fachhochschulen nach wie vor durchlässiger sind als Universitäten“, sagt Engleder.
Dass auch die Teuerung zur Abnahme der Studierenden aus Nicht-Akademiker-Haushalten beiträgt, ist für Engleder durchaus denkbar. Allerdings: „Je nach Elternbildung ist ein unterschiedliches Unterstützungspotential da. Es gibt hier aber keine Analysen zu der Auswirkung auf die Studienaufnahmewahrscheinlichkeit“, sagt sie. Für Nina Mathies, die Teil des Vorsitzteams der ÖH Österreich ist, steht dies allerdings außer Frage: „Immer wenn Studieren teurer wird, sinkt auf einmal rasant die Zahl der Arbeiterkinder an den Unis“, sagt sie.
Studierende müssen mehr arbeiten
Fest steht, dass sich die Teuerung auf das Arbeitsverhalten der Studierenden auswirkt. Denn die Arbeitsstunden der Studierenden sind abermals angestiegen. Sie liegen im Durchschnitt bei 21 Stunden pro Woche und damit eine halbe Wochenstunde höher als noch im Jahr 2019.
Der Studienzeitaufwand ist hingegen mit 30,9 Stunden pro Woche gleichgeblieben. Zusammengefasst bedeutet das für Studierende im Schnitt eine 48,3-Stunden-Woche. Das liegt deutlich über dem Aufwand, den Studierende noch 2019 aufbringen mussten, denn damals waren es im Schnitt 43,3 Wochenstunden. Ein Aspekt, der von der ÖH Österreich bereits seit längerem kritisiert wird, da sich mehr als neun Arbeitsstunden pro Woche, negativ auf den Studienerfolg auswirken. „Die Studienbeihilfe muss so hoch sein, dass Studierende maximal neun Stunden pro Woche arbeiten müssen“, sagt Mathies.
Denn die meisten Studierenden arbeiten, weil sie müssen. Konkret sind das 72 Prozent der 69 Prozent der Studierenden, die arbeiten. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Studienbeihilfebezieher seit Jahren ab. „Die gesamte Studienbeihilfe wurde valorisiert, allerdings nicht die Einkommensgrenze der Eltern, mit jedem Jahr fallen Studierende aus der Beihilfe raus, obwohl die Eltern reell nicht mehr Geld zur Verfügung haben“, sagt Mathies.