In einer im März 2024 erschienenen Informationsbroschüre des Bundesnetzwerkes Österreichische Jugendinfos (BÖJI) wird die Existenz unabhängiger Medien in Österreich in Abrede gestellt. Im dafür zuständigen Jugendstaatssekretariat von Claudia Plakolm (ÖVP) zeigt man sich darüber irritiert und verspricht eine Prüfung und Umformulierung, berichtet am Samstag der „Kurier“.

© Screenshot/Österreichische Jugendinfos

Geld entscheide über Art der Berichterstattung

In dem Schwerpunkt-Heft „Demokratie“ heißt es laut „Kurier“: „Wichtig zu wissen: Hinter Zeitungen und Drucksachen stehen immer finanzielle Mittel, also Geld. Und der, der Geld gibt, will seine Meinung verbreiten. Es gibt in Österreich keine unabhängigen Medien.“ Selbiges gelte für Fernsehen und Radio, ob öffentlich-rechtlich oder privat: „Wie auch bei den Zeitungen entscheidet das Geld dahinter über die Art der Berichterstattung.“

Die zuständige Sektion habe ersucht, „die entsprechende Passage zu prüfen und umzuformulieren, um allfällige Missverständnisse zu vermeiden“, hieß es seitens des Jugendstaatssekretariats auf Nachfrage der Zeitung. Man sei „selbstverständlich nicht der Auffassung, dass es keine unabhängigen Medien gibt“.

Verein der Chefredakteure ist bestürzt

Der Verein der Chefredakteure gibt in einer Stellungnahme an: „Mit Bestürzung lesen wir in einer von allen Jugendinfo-Stellen verbreiteten und vom Bundeskanzleramt unterstützten Broschüre die Behauptung, dass es keine „unabhängigen“ Medien gebe. Das weisen die Unterzeichneten aufs Schärfste zurück. Wir arbeiten in redaktioneller Unabhängigkeit und verwahren uns gegen derartige Pauschalurteile, die dazu angetan sind, die Glaubwürdigkeit der privaten Medienhäuser zu untergraben, die es im österreichischen Markt ohnehin schwer genug haben.“

Laut „Kurier“ sollen die Fotos der in der Broschüre abgebildeten Schüler außerdem nicht aktuell sein – eine Betroffene gibt gegenüber der Zeitung an, dass sie sich nicht mehr daran erinnern könne, ihr Einverständnis für die Abbildung abgegeben zu haben. Das Foto sei mittlerweile sieben Jahre alt.

Geschäftsführer der Jugendinfos entschuldigt sich

Am Samstagnachmittag betonte der Geschäftsführer des Bundesnetzwerks Österreichische Jugendinfos, Aleksandar Prvulovic, dass man die Kritik sehr ernst nehme und die missverständlichen Passagen umgehend überarbeiten werde. Die Broschüre sei bereits offline genommen worden, um den Inhalt anzupassen. Laut Prvulovic war es niemals die Absicht, die Unabhängigkeit österreichischer Medien infrage zu stellen. Die missverständliche Formulierung sei bei dem Versuch, komplexe Themen verständlich und prägnant aufzubereiten, entstanden.