„Wir erleben gerade vor allem eine Pandemie der Ungeimpften - und die ist massiv“ - diese Worte sagte der frühere deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am 3. November 2021. Die „Pandemie der Ungeimpften“ - eine Formulierung, die zu der Zeit auch weitere Politiker und Medien aufgegriffen hatten. Nun gibt es genau um diese Formulierung einen Sturm der Entrüstung im Netz.

Der Grund: In nun veröffentlichten Dokumenten des Robert-Koch-Instituts heißt es: „In den Medien wird von einer Pandemie der Ungeimpften gesprochen. Aus fachlicher Sicht nicht korrekt, Gesamtbevölkerung trägt bei. Soll das in Kommunikation aufgegriffen werden?“. Deutschland diskutiert jetzt darüber, welche Meldungen, wie kommuniziert wurden. Eine Frage, die auch in Österreich nicht vollends abebbte.

Als der Begriff „Pandemie der Ungeimpften“ die Runde machte, war Rudolf Anschober nicht mehr Gesundheitsminister. Rückblickend räumt aber auch das ehemalige grüne Regierungsmitglied ein, dass der Begriff ein Fehler war. Dennoch betonte Anschober im ZiB2-Interview, dass die Impfung schütze und es wichtig sei, darauf hinzuweisen. Generell meinte Anschober, dass es leicht sei, „im Nachhinein Fehler zu benennen“. Viele Maßnahmen seien in einer Zeit gesetzt worden, die von Unsicherheit geprägt war. Der Begriff „Pandemie der Ungeimpften“ habe auch zu dem Fehler geführt, dass er eine falsche Sicherheit für die Geimpften erzeugt habe.

Der größte Fehler sei jedoch gewesen, dass man keine gesamteuropäische Strategie entwickelt habe. „Es war eine internationale Pandemie, die nicht an Ländergrenzen Halt machte“, so Anschober. Im Hinblick auf künftige Pandemien, die keineswegs auszuschließen seien, müsse man sich jetzt vorbereiten. Auf die Frage von Armin Wolf, ob die Regierung in der Kommunikation nicht teilweise versagt habe, räumte Anschober auch Fehler ein. Man sei auch innerhalb der Regierung nicht immer einer Meinung gewesen. Ein großer Streitpunkt sei die Art der Kommunikation gewesen.

Sebastian Kurz hätte etwa versucht, mehr mit Angst zu spielen. Der Satz „Bald kennt jeder jemanden, der an Corona gestorben ist“ habe vor allem zu Beginn der Pandemie viele Menschen verängstigt. Anschober: „Mein Ansatz war nie, Angst zu schüren, sondern die Menschen zu motivieren und ihnen auch eine positive Perspektive aufzuzeigen.“ Aus heutiger Sicht, so der Ex-Minister, seien Fehler gemacht, aber auch richtige Entscheidungen getroffen worden. Im Nachhinein Kritik zu üben, sei zum Teil müßig. Für sich selbst könne Anschober jedenfalls in Anspruch nehmen, immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben.