Die Reise in den Urlaub nach Caorle haben sich Wolfgang und seine beiden Kinder (13 und 10 Jahre) anders vorgestellt. Zuerst kam es bei ihrem Zug von Wien nach Verona vergangene Woche in der Nacht von Freitag auf Samstag zu einer massiven Verspätung – drei Stunden stand der Zug am Brenner. Und dann wurde die Familie auch noch bestohlen.

„Ich bin im Dunkeln aufgewacht und habe von meinem Bett aus in unserem Abteil plötzlich eine Bierdose stehen sehen. Ich hab mich gewundert, ich hab kein Bier getrunken und von meinen Kindern hat sie ja auch nicht sein können“, erzählt der 53-jährige Wiener, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Schnell war klar: Die Bierdose dürfte kurioserweise ein Dieb in dem Dreier-Schlafwagen-Abteil hinterlassen haben. Denn das Taschengeld – 40 Euro – und die Airpods von Wolfgangs Tochter waren weg. „Meine Tochter ist im mittleren Bett gelegen und ich oben, offenbar ist der Dieb da leicht an ihre Sachen rangekommen. Die Airpods haben wir dann noch getrackt, offenbar ist der Dieb in einen Zug nach Innsbruck eingestiegen und dann nach Salzburg weitergefahren, dann ist leider der Akku von den Kopfhörern leer gegangen.“

Die Tür des Schlafwagenabteils sei aber abgesperrt gewesen, sagt Wolfgang. „Es bleibt ein sehr, sehr unangenehmes Gefühl. Meine beiden Kinder waren in dem Abteil, was wäre gewesen, wenn sie aufgewacht wären, was hätte der Täter dann gemacht? Da kann Schlimmes passieren.“

Die auf ominöse Weise aufgetauchte Bierdose im Zugabteil
Die auf ominöse Weise aufgetauchte Bierdose im Zugabteil © KK

Serie von Einbrüchen, fehlende Zahlen

In den vergangenen Monaten sind immer wieder Berichte von Diebstählen in Zügen der ÖBB aufgetaucht. Auf der Plattform „X“ ist unter anderem davon die Rede, dass einem Betroffenen der Rucksack samt Laptop und Geldtasche aus dem abgeschlossenen Schlafabteil gestohlen wurde. Letzten Dezember wurde nach einer Reihe von Diebstählen und Überfällen in Nightjets in Salzburg eine eigene Ermittlergruppe eingesetzt. Drei polnische Staatsbürger konnten schließlich geschnappt werden, sie sollen mit mehreren Diebstählen zwischen Salzburg und Innsbruck einen Schaden von 8000 Euro angerichtet haben. Die Einsatzgruppe ermittelt weiter in solchen Tatbeständen, immer wieder komme es zu Diebstählen.

Wie viele Diebstähle es aber genau in Zügen gebe, könne man statistisch nicht auswerten, „da bei einer Zugfahrt zumeist nicht angegeben werden kann, wo und wann die Gegenstände gestohlen wurden“, heißt es vom Bundeskriminalamt. Bei der ÖBB mangelt es auch an Zahlen zu Diebstählen. Man bedauere aber jeden davon, heißt es von einem Unternehmenssprecher. Es würde alles unternommen, um die Straftaten zu reduzieren. Pro Waggon sei zumindest ein Mitarbeiter für Kontrollgänge zuständig. Im Nightjet der neuen Generation könne man alle Abteile über eine elektronische Karte öffnen, von ihnen könne man eine Türspaltsperre aktivieren, ein Eindringen sei nur mir Gewalt möglich. Außerdem seien alle Wagen mit Videoüberwachung ausgestattet. Die Nightjets, die derzeit am häufigsten im Einsatz sind, hätten je nach Abteil zumindest zwei Schlösser. Auch diese ließen sich „nur mit Gewalt“ aufbrechen. Das Zugpersonal kläre über das richtige Abschließen auf, genauso wie Aufkleber in den Abteilen. Man arbeite eng mit der Exekutive zusammen. Zusätzlich gebe es immer wieder Schwerpunktstreifen der Polizei in den Nachtzügen. Für einen Diebstahl haften würden die ÖBB nicht: „Das Beförderungsunternehmen haftet nicht für rechtswidriges Verhalten Dritter, das gilt für alle Mobilitätsbereiche.“ Opfern rät man, mit dem Zugpersonal zu sprechen und am Zielbahnhof eine Anzeige bei der Polizei zu machen.

Vor nächster Reise „gut überlegen“

Im Fall von Wolfgang und seinen Kindern habe „eine junge Schaffnerin“ nicht helfen können, mittlerweile hat sich der Wiener wegen des Diebstahls und der Verspätung per Online-Formular an die ÖBB gewandt. Für die Heimreise von Italien hatte die Familie schon Nachtzugtickets gebucht, „wir werden die Reise antreten“, wenn auch mit einem „unguten Gefühl“. Wolfgang ist schon öfter mit dem Nachtzug gefahren, etwa nach Amsterdam. Das sei „immer okay gewesen“. „Eigentlich möchte ich ja Bahn fahren“, sagt Wolfgang. Aber er werde es sich bei der nächsten Reise gut überlegen.