Eine erste Festnahme hat es nach den mittlerweile drei Schlägereien am Wochenende in Wien-Brigittenau und Meidling gegeben. Wie Polizeisprecher Philipp Haßlinger am Montag mitteilte, wurde ein 29-jähriger russischer Staatsbürger tschetschenischer Abstammung bereits am Samstag in seiner Wohnung in Wien-Donaustadt festgenommen. Der Mann soll mit einem Pkw mehrere Verdächtige am Freitagabend zum Anton-Kummerer-Park in der Brigittenau gebracht haben, wo es die erste Rauferei gab.
Haßlinger zufolge wurde der Wagen des Mannes beschlagnahmt, in der Wohnung gab es eine Hausdurchsuchung. Die Ermittler stellten eine Schreckschusspistole sicher. Ob und inwieweit die bei der Schlägerei, bei der zwei syrische Staatsangehörige Schussverletzungen davontrugen und ein Tschetschene durch ein Messer verletzt worden war, verwendet wurde, war am Montag noch Gegenstand von Ermittlungen. Der 29-Jährige verweigerte sofort nach seiner Festnahme jede Aussage.
Messer, Schreckschusspistolen und Elektroschocker
Hintergrund des Ganzen dürfte eine seit Monaten schwelende Auseinandersetzung zwischen Tschetschenen auf der einen und Syrern bzw. Afghanen auf der anderen Seite sein, die die Wiener Polizei, die Staatsanwaltschaft und das Landesgericht für Strafsachen beschäftigen. Gewalttätige Auseinandersetzungen dieser ethnischen Gruppen, bei denen Messer, Schreckschusspistolen und Elektroschocker zum Einsatz kommen und mehrere Personen zum Teil schwer verletzt wurden, sind seit Ende Jänner in mehreren Bezirken dokumentiert. Ein 20-jähriger Tschetschene wurde Ende Mai rechtskräftig zu 20 Monaten teilbedingter Haft verurteilt, weil er Ende Jänner zwei junge Syrer bewusstlos geschlagen hatte. Bei der Gerichtsverhandlung war im Publikum ein 30-jähriger Tschetschene anwesend, der kurz danach - in der Nacht auf den 3. Juni - im Arthaberpark in Favoriten von unbekannten Tätern niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wurde. Es wird vermutet, dass vor allem dieses ungeahndete Verbrechen Hintergrund der jetzigen Eskalation sein könnte.
Die Polizei bestätigte das offiziell nicht. Allerdings würden sich entsprechende Verdachtsmomente nicht gänzlich von der Hand weisen lassen, hieß es gegenüber der APA.
Tschetschenen und Türken werden angegriffen
Aus tschetschenischen Kreisen heißt es, aus Syrien bzw. dem arabischen Raum stammende Burschen und junge Männer hätten sich in Wien zu einer Bande formiert, die sich „505/515“ nennt und in Parks und öffentlichen Plätzen Migranten auf ihre Herkunft ansprechen soll. Personen, die sich als Tschetschenen, aber auch als Türken zu erkennen geben, würden dann angegriffen und verletzt. Dagegen mobilisiert sich nun zusehends Widerstand, auf mehreren Telegram-Kanälen haben sich Gruppen gegen „505/515“ gebildet. Vor allem der angebliche Angriff auf eine schwangere junge Frau und die Messerattacke auf den 30-Jährigen sollen nicht hingenommen werden. „Unsere Leute wollen dafür Rache“, schilderte ein junger Tschetschene am Montag der APA.
In einem gegen „505/515“ gerichteten Telegram-Kanal werden die am Wochenende verletzten syrischen Opfer regelrecht „abgefeiert“. „Die Kriege gehen weiter“, schreibt ein User. Ein anderer hält - in mäßigem Deutsch - fest: „Ein Syrer hat Messerstich bekommen liegt im Krankenhaus. Es kann sein, das er stirbt.“ Dieser Beitrag wird dutzendfach geliked und über 700 Mal kommentiert.
In der betreffenden Telegram-Gruppe werden Bilder von angeblichen Mitgliedern der Gegner gepostet und Personen denunziert, denen die Messerattacke im Arthaberpark zugeschrieben wird. „Mädels aus Wien“ werden zum Aufpassen ermahnt: „Reuman, Jägerstraße, Prater und Meidling sind Araber unterwegs die gezielt Chechener angreifen.“ An einer anderen Stelle heißt es: „Wir Admins (gemeint: Administratoren, Anm.) bitten euch um einen Gefallen, geht nicht raus ohne Messer oder Waffe. (...) Wir werden diese Hunde beseitigen, keine Sorge.“
Erkenntnisse aus Überwachungskameras
Aufklärungsbedarf gibt es noch bei der jüngsten Schlägerei, die am Sonntagabend bzw. in der Nacht auf Montag beim Bahnhof Meidling ausgetragen wurde. Dabei wurden vier junge Männer schwer verletzt, einer davon soll sich mit schweren Kopfverletzungen in kritischem Zustand befinden. Bei den anderen drei handelt es sich um afghanische Staatsbürger im Alter von 15, 18 und 22 Jahren. Sie gaben an, am Vorplatz der U-Bahnstation gestanden zu sein, als sie von Männern - zumindest manche von ihnen maskiert - mit Hämmern, Glasflaschen, Messern und Schusswaffen angegriffen wurden. Dass es sich um eine weitere „ausgemachte“ Auseinandersetzung gehandelt habe, stellten sie in Abrede. „Aber auch sie sind in den Einvernahmen bisher nicht sehr gesprächig gewesen“, sagte Haßlinger. Die vier Verletzten werden derzeit von der Polizei als Opfer geführt.
Die Ermittler hoffen unter anderem auf weitere Erkenntnisse aus Überwachungskameras, zumindest der Meidlinger Tatort liegt in unmittelbarer Nähe einer U-Bahnstation. Es erfolgt auch eine Spurenauswertung der Tatorte sowie der sichergestellten Waffen. An neuralgischen Punkten will die Exekutive durch eine verstärkte Bestreifung auch allfälligen weiteren Auseinandersetzungen vorbeugen. Dabei kommen neben dem normalen Streifendienst auch die Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA), die Polizeidiensthundeeinheit und die Bereitschaftseinheit zum Einsatz.
Karner leitete Aberkennungsverfahren ein
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hat unterdessen das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl beauftragt, Aberkennungsverfahren für Beteiligte mit Schutzstatus einzuleiten. Die Generaldirektion für die Öffentliche Sicherheit wies er an, vor allem in den Abendstunden die Polizeipräsenz „massiv“ zu erhöhen und da vor allem Bahnhöfe, U-Bahnstationen und Parks verstärkt zu überwachen. „Die Generaldirektion wird dafür sorgen, dass auch Polizei aus anderen Bundesländern eingesetzt wird, um die Kräfte in Wien zu verstärken“, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme des Innenministeriums.
Bereits zuvor hatte die FPÖ heftige Kritik auf Landes- und Bundesebene geführt. Der nicht amtsführende FP-Stadtrat Dominik Nepp und Petra Steger, Bezirksparteiobfrau der FPÖ in Meidling, forderten eine Krisensitzung mit allen Rathausparteien und dem Innenminister. SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig und Karner warfen sie Untätigkeit vor. FP-Generalsekretär Michael Schnedlitz ortete ein Versagen der Bundesregierung.
Aufklärungsbedarf gibt es noch bei der jüngsten Schlägerei, die am Sonntagabend bzw. in der Nacht auf Montag beim Bahnhof Meidling ausgetragen wurde. Dabei wurden vier junge Männer schwer verletzt, einer davon soll sich mit schweren Kopfverletzungen in kritischem Zustand befinden. Bei den anderen drei handelt es sich um afghanische Staatsbürger im Alter von 15, 18 und 22 Jahren. Sie gaben an, am Vorplatz der U-Bahnstation gestanden zu sein, als sie von Männern - zumindest manche von ihnen maskiert - mit Hämmern, Glasflaschen, Messern und Schusswaffen angegriffen wurden. Dass es sich um eine weitere "ausgemachte" Auseinandersetzung gehandelt habe, stellten sie in Abrede. "Aber auch sie sind in den Einvernahmen bisher nicht sehr gesprächig gewesen", sagte Haßlinger. Die vier Verletzten werden derzeit von der Polizei als Opfer geführt.
Die Ermittler hoffen unter anderem auf weitere Erkenntnisse aus Überwachungskameras, zumindest der Meidlinger Tatort liegt in unmittelbarer Nähe einer U-Bahnstation. Es erfolgt auch eine Spurenauswertung der Tatorte sowie der sichergestellten Waffen. An neuralgischen Punkten will die Exekutive durch eine verstärkte Bestreifung auch allfälligen weiteren Auseinandersetzungen vorbeugen. Dabei kommen neben dem normalen Streifendienst auch die Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA), die Polizeidiensthundeeinheit und die Bereitschaftseinheit zum Einsatz.