Er ist klein, braun und hat keine Augen: der Hitler-Käfer. Benannt wurde der „Anophthalmus hitleri“, wie die Art ganz exakt heißt, im Jahr 1937 nach Adolf Hitler. Dass dieser Name heutzutage nicht mehr kritiklos hingenommen werden kann, liegt auf der Hand. Eine Umbenennung stehe allerdings im Moment nicht im Raum, berichtet Taxonomist Daniel Whitmore, Mitglied der internationalen Kommission für zoologische Nomenklatur. Dieses Gremium gibt die Regeln zur Benennung neuer Tierarten heraus. 

Einige vor Jahrzehnten vergebene Namen stehen heute in der Kritik, weil sie umstrittene Personen ehren, koloniale Ortsbezeichnungen verwenden oder aus Sicht mancher Wissenschafterinnen und Wissenschafter diskriminierend oder rassistisch sein können. Mehrere Hunderttausend wissenschaftliche Namen könnten nach Einschätzung der internationalen Kommission betroffen sein. Bisher habe es keine Anträge gegeben, wissenschaftliche Namen von Tierarten aus ethischen Gründen zu ändern

Diese lehnt eine Umbenennung aus ethischen Gründen jedoch ab. "Wir verstehen natürlich, dass manche Namen Unbehagen oder Anstoß erregen können, sagt Whitmore. Priorität habe aber eine universelle und stabile Nomenklatur, damit es keine Verwirrung gebe. "Es ist nicht unsere Aufgabe, darüber zu urteilen, ob Namen beleidigend oder ethisch nicht vertretbar sind, denn das ist eine sehr subjektive und persönliche Angelegenheit." Bisher habe es auch noch keine Anträge dazu gegeben

Forschende können den Namen frei wählen

Jedes Jahr werden weltweit tausende neue Tierarten beschrieben. Wie die Taxonominnen und Taxonomen dabei vorzugehen haben, ist in den internationalen Regeln für die zoologische Nomenklatur festgelegt. Inhaltliche Vorgaben mache die Nomenklatur dabei nicht, sagt der Zoologie-Professor Michael Ohl vom Museum für Naturkunde in Berlin. Die Forschenden können die Namen frei wählen, sofern diese technisch korrekt gebildet werden. "Diese gelten, sobald sie publiziert sind und können dann auch nicht mehr gestrichen werden."

"In einem Fall wie bei dem Hitler Käfer würde eine Umbenennung gar nicht viel ändern", meint Ohl. Denn der Name würde nicht komplett verschwinden. Oft haben Tiere mehrere wissenschaftliche Bezeichnungen, in einer Art Katalog werden diese deshalb alle unter dem aktuell gültigen Namen aufgelistet. Wer den Hitler-Käfer wegen des Namens sammeln wolle, werde dies auch weiter tun, meint Ohl. Den umstrittenen Namen verdankt er übrigens seinem Entdecker, dem österreichischen Käfersammler und Hitler-Verehrer Oskar Scheibel.

Quiz: Tiere mit prominenten Namensgebern

Eine lange Tradition habe dabei, neu entdeckte Tierarten nach Personen zu benennen - um einem großzügigen Geldgeber zu schmeicheln, Familie oder Freunde zu ehren oder mithilfe prominenter Namensgeber Aufmerksamkeit zu erregen, wie Ohl in seinem Buch "Die Kunst der Benennung" schreibt.

In unserem kleinen Quiz haben wir einige der kuriosesten Beispiele vorbereitet: