Von den Malediven in die Alpen: Mit dem Almdorf „Seinerzeit“ ist der Chalet-Trend vor mehr als 25 Jahren nach Österreich gekommen. Die Idee war, das Konzept vom Urlaub in Häuschen am Meer in die Berge zu bringen. Nun hat die Almdorf „Seinerzeit“ Touristik AG Insolvenz angemeldet.
„Da muss es Managementfehler gegeben haben, weil grundsätzlich beobachten wir bei den Chalet-Nächtigungszahlen einen totalen Hype“, sagt Thomas Reisenzahn von der Prodinger Tourismusberatungs Gmbh. Zielgruppe sind meist wohlhabende Menschen. Die Pandemie hat den Trend zum isolierten Haus noch einmal befeuert. Der Reiz liege in „der Verbindung aus uriger Architektur in der Natur und Annehmlichkeiten eines Hotels, etwa durch Wellness-Bereiche“, sagt Thomas Kreidl von Österreich-Werbung.
Mehr als 300 Chalets in Österreich führt die Plattform chaletdorf.info zum Buchen an. Ein großes Dorf startete im Dezember 2023: Im Alpinresort Triforêt zahlt man schon einmal 700 Euro pro Nacht, zu kaufen gibt es ein Chalet ab 400.000 Euro, das teuerste kostet 1,4 Millionen Euro. In Kitzbühel steigen die Preise für Luxus-Chalets laut Immoscout24 „ungebremst“, sie lagen zuletzt bei 18.132 Euro pro Quadratmeter.
Bewohner wehren sich
Die Bauprojekte sind mitunter höchst umstritten. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist erst ab 500 Betten vorgeschrieben. Oft stehen Chalets als versteckte Zweitwohnsitze in der Kritik oder als Investitionsanlage von Superreichen. „Es wurden in den letzten Jahren viele unsaubere Lösungen genehmigt, dabei sollte der touristische, nachhaltige Nutzen da sein“, sagt Reisenzahn. Liliana Dagostin vom Alpenverein spricht von einer „raumplanerischen Fehlentwicklung“ und von Flächenfraß.
Immer wieder wehren sich Einwohnerinnen und Einwohner gegen die Projekte. Im Fall des Sternenberg Resorts auf der Hochrindl etwa auch erfolgreich. Am Pass Thurn in Mittersill sind hingegen weiterhin 45 Luxusappartements und 15 Chalets für Zweitwohnsitze im umstrittenen Luxusresorts „Six Senses“ am Entstehen. Am Grundstücksdeal übte schon der Rechnungshof Kritik: Das Land neben dem geschützten Wasenmoos sei zu günstig an die Betreiber verkauft worden.
Am Kämpfen sind noch die Bewohner von Hochneukirchen in Niederösterreich. Geplant ist laut Bürgerinitiative ein Dorf mit 230 Betten. „Im Kernort selbst leben nur 450 Menschen“, sagt Einwohner Alexander Vukovic. „Ich fühl mich da überfahren.“ Bürgermeister Thomas Heissenberger beschwichtigt vorerst: Die Pläne, den Ort touristisch weiterzuentwickeln, seien noch nicht gediehen. Am Freitag soll bei einer Infoveranstaltung mehr klar werden.