Frühabends, auf dem Heimweg. Noch schnell durch das Waldstück, eine Kurve nehmen und schon ist man zu Hause. Doch da eine Bewegung am Straßenrand. Man steigt auf die Bremse, jetzt geht alles schnell. So oder so ähnlich ereignen sich jährlich etwa 80.000 Unfälle mit Wildtieren auf Österreichs Straßen. 300 Unfälle beinhalten einen Personenschaden, bei denen rund 330 Menschen verletzt und ein bis zwei Personen getötet werden. Insgesamt werden dabei laut Statistik Austria pro Jahr etwa 77.000 Wildtiere getötet. „Gerade junge, Männer zwischen 15 und 24 Jahren mit geringer Fahrerfahrung und erhöhtem Tempo sind zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr morgens statistisch am häufigsten betroffen“, informiert Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
Um diese Zahl zu reduzieren, wurde das Projekt „WildWarn“ ins Leben gerufen. Dabei forscht ein Konsortium aus Austrian Institute of Technology (AIT), Pentamap, dem WWN Technischen Büro für Forstwirtschaft sowie den österreichischen Bundesforsten und der Joanneum Research Forschungsgesellschaft an einer Risikokarte, die dynamisch auf erhöhtes Gefahrenpotenzial hinweisen soll. Dazu sollen mehrere Modellregionen in Österreich ausgewählt werden, die exemplarisch für ganz Österreich stehen sollen. „Mithilfe von Satellitenbilddaten, Unfallstatistiken, Wetterdaten, Waldstruktur, Verkehrszählerdaten, Radar-Sensorik und Geländemodelle werden gefährliche Abschnitte dieser Regionen räumlich und zeitlich modelliert“, erklärt Projektkoordinator Michael Aleksa vom AIT. Zudem werden Wildtierökologen und Jäger mit ihrer Expertise zu Wilddichte, Brunftzeiten, Verhalten und Futterstellen eingebunden.
All das soll in die Erstellung einer webbasierten Risikolandkarte fließen, die in Zukunft beispielsweise in Navigations-Apps integriert werden soll. Diese soll dynamisch agieren, dass Autofahrerinnen und Autofahrern in Echtzeit die Wildgefahr ausgespielt wird. Damit sollen sich auch Statistiken besser aufstellen lassen. „Wir wollen dazu beitragen, die Ursachen, Risikofaktoren und Zusammenhänge von Wildunfällen besser zu verstehen und in Zukunft noch gezielter darauf hinweisen zu können“, erläutert Aleksa. Bis Ende August 2025 soll die Forschung abgeschlossen sein. Am Ende soll durch das Projekt „Wildwarn“ die Verkehrssicherheit erhöht und die Interaktion zwischen Mensch und Natur harmonischer gestaltet werden.