In der Fischa-Au in Lichtenwörth protestieren seit mehr als einem Monat Aktivistinnen und Aktivisten in einem Baumhaus gegen die geplante Ostumfahrung Wiener Neustadt. Und damit gegen die Rodung des Gebiets und die Enteignung von acht Grundbesitzern. Nun stellen sich auch der Biodiversitätsforscher Franz Essl (Uni Wien), der Klimapolitikexperte Reinhard Steurer (BOKU) und der Verkehrswissenschaftler Günter Emberger (TU Wien) auf die Seite der Protestierenden und sprechen sich gegen das Straßenprojekt aus. Am Samstag wollen sie vor Ort „Zahlen, Daten und Fakten aus den Bereichen Biodiversität, Verkehr und Klima“ präsentieren, heißt es von der Organisation „Scientists for Future“.

Mit der Ostumfahrung soll der Ringschluss um Wiener Neustadt komplett werden. Der Baubeginn ist laut dem Land Niederösterreich für Herbst 2024 geplant. Während die Landespolitik von einer Entlastung des Stadtverkehrs spricht, die das Projekt bringt, hält die lokale Bevölkerung dagegen. Hinter den Protesten und dem Baumhaus steckt die Initiative „Vernunft statt Ostumfahrung“. Irene Nemeth, eine der Sprecherinnen: „Mit den drei Top-Wissenschaftern an unserer Seite appellieren wir an die Politik, endlich die Planungen zu stoppen und Alternativen von unabhängigen ExpertInnen zu erarbeiten.“

Die lokale Bevölkerung protestiert
Die lokale Bevölkerung protestiert © Vernunft statt Ostumfahrung

Verfahren für Enteignungen läuft

Einer der größten Kritikpunkte: Die geplante Ostumfahrung führt durch das Natura 2000-Schutzgebiet Fischa-Auen. Außerdem befürchten die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde Lichtenwörth mehr Abgase und Lärm. Und es geht um die Enteignung von Landwirten: „20 Hektar fruchtbarster landwirtschaftlicher Böden sollen für eine veraltete Verkehrspolitik geopfert werden“, betonen die Aktivistinnen und Aktivisten. Vom Land Niederösterreich heißt es dazu, dass mittlerweile mehr als 95 Prozent der für das Projekt benötigten Flächen gesichert seien. Für acht Eigentümer seien Grundsicherungsverfahren eingeleitet worden, unter ihnen befinde sich ein aktiver Landwirt. Es gehe um durchschnittlich knapp 700 Quadratmeter.

Neben dem Baumhaus-Protest gibt es noch zwei andere Aktionen: Zwei Studentinnen aus Wiener Neustadt sammeln schon seit Längerem Unterschriften, mit dem Ziel, eine Volksbefragung zu erwirken. Und auch in der Gemeinde Lichtenwörth hat sich Widerstand formiert: Herbert Bachler und Karin Thiem, die Mutter von Tennis-Star Dominic Thiem sammeln ebenfalls Unterschriften. Sie wollen einen Initiativantrag auf eine Volksbefragung im Gemeinderat stellen.

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