Wie vorhergesagt, sorgte das Glatteis in der Nacht auf Dienstag sowie am Dienstagmorgen für Chaos auf den steirischen Straßen und verursachte auch in den Unfallambulanzen der Krankenhäuser in der Landeshauptstadt ein starkes Patientenaufkommen: Mehr als 200 Verletzte mussten hier nach Stürzen behandelt werden. Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld kam gar ein Streuwagen des Straßendienstes von der Fahrbahn ab und schlitterte in den Straßengraben.

Auch die steirischen Feuerwehren waren im Dauereinsatz: Von Mitternacht bis in die frühen Vormittagsstunden wurden in der Landesleitzentrale „Florian Steiermark“ in Summe 121 Einsätze erfasst, wo es darum ging, hängengebliebene Fahrzeuge zu sichern und wieder flottzubekommen oder zu bergen. Die meisten Unfälle seien aber glimpflich verlaufen, informiert der Landesfeuerwehrverband Steiermark.

In Summe waren 98 Feuerwehren mit rund 450 Kräften im Einsatz. Hotspots waren die Feuerwehrbereiche Graz-Umgebung, Weiz und Hartberg, gefolgt von Feldbach, Deutschlandsberg und Voitsberg. Im Laufe des Vormittags entspannte sich die Situation, weil die Temperaturen deutlich in den Plusbereich stiegen.

Auch in der kommenden Nacht wird es wieder glatt - diesmal ist die Obersteiermark betroffen, wie Experten von Geosphere Austria berichten.

Ambulanzen der Spitäler: „Wir sind voll“

Auch die Spitäler der steirischen Landeshauptstadt spürten das Glatteis durch ein stark erhöhtes Patientenaufkommen: Auf den chirurgischen Notfallambulanzen des LKH-Uniklinikums Graz wurden 134 Menschen behandelt. „Wir sind komplett voll“, heißt es von dort: Behandelt wurden viele Knochenbrüche, Bänderverletzungen sowie Kopfverletzungen und verletzte Handgelenke.

„Es spielt sich ab“, bestätigt auch der Sprecher des UKH Steiermark Standort Graz. „Im Schnitt haben wir bis zu 130 Patienten am Tag, heute waren es bereits mehr als 200 – viele mit Arm- oder Beinbrüchen“. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (Kages) appelliert an die Bevölkerung, besondere Vorsicht walten zu lassen und unnötige Wege zu vermeiden: „Wenn Sie das Haus verlassen müssen, empfehlen wir dringend, robustes und rutschfestes Schuhwerk zu tragen, um das Risiko eines Sturzes zu minimieren.“ Denn: „Die Unfallambulanzen unserer Einrichtungen verzeichnen bereits eine hohe Auslastung aufgrund von Verletzungen, die auf das Glatteis zurückzuführen sind. Um weitere Unfälle zu verhindern und die Belastung unserer medizinischen Einrichtungen zu reduzieren, bitten wir Sie, vorsichtig zu sein!“, heißt es von der Kages.

Der steirische Verkehrsreferent Anton Lang bedankte sich indes bei den Einsatzkräften: „Die Glätte auf den steirischen Straßen war auch für den Straßenerhaltungsdienst besonders herausfordernd. Trotz der Erfahrung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen selbst sie vor brenzligen Situationen. Dennoch sind die Kolleginnen und Kollegen seit den Nachtstunden ohne Unterbrechungen im Dauereinsatz und geben ihr Bestes, um die Sicherheit auf unseren Straßen zu gewährleisten. Mein Dank gilt allen Beteiligten für ihren Einsatz.“

VIDEO: Patientin am LKH Graz erzählt

Der Ausblick: Nach dem Eis kommt der Wind

„Leider wird Glatteis auch in der kommenden Nacht auf Mittwoch wieder ein Thema“, sagt Meteorologe Martin Kulmer von Geosphere Austria. Die Bewölkung reiße auf, es kühlt knapp unter null Grad ab, was ausreiche, damit der Regen am Boden wieder anfrieren könne. „In der kommenden Nacht betrifft das aber vor allem die Obersteiermark - das Ennstal, das Paltental, das Mürztal, eventuell auch das obere Murtal“, sagt Kulmer. Im Süden und Osten der Steiermark soll es in der Nacht nicht regnen, daher gibt es auch keinen gefrierenden Regen. „Auf Verkehrsflächen, die noch feucht sind, kann es aber auch hier wieder frieren“, merkt Kulmer an.

Mit Mittwoch sei die Glatteisgefahr gebannt - doch dann kommt der Wind: „Vor allem in der Obersteiermark rechnen wir mit starkem Wind, die Windspitzen liegen im Tal bei 60 bis 70 km/h, auf den Bergen sogar über 100 km/h“, erklärt der Meteorologe. Bis Freitag bleibe es sehr wechselhaft, aber aufs Wochenende können sich die Steirerinnen und Steirer freuen: Es gebe prachtvollen Sonnenschein und milde Temperaturen, die in der Südsteiermark auf bis zu 12 Grad ansteigen können.

Der Rückblick: Unzählige Fahrzeugbergungen

90 Feuerwehreinsätze gab es seit Mitternacht, rund 30 waren es gegen 7 Uhr früh noch. Es handelt sich um Fahrzeugbergungen, weil Autos von der glatten Straße abgekommen sind. Man hofft, dass sich die Situation im Laufe des Tages bessern wird.

In Eggersdorf landete ein Auto im Bachbett
In Eggersdorf landete ein Auto im Bachbett © FF Eggersdorf

„Wir wurden um 03:01 Uhr zu unserem ersten Einsatz alarmiert“, heißt es von der FF Eggersdorf bei Graz. Ein Pkw war im Bachbett gelandet, es wurde niemand verletzt. Gegen 6 Uhr kam ein Pkw im Ortsgebiet ins Rutschen, der Lenker wurde dabei unter dem Auto eingeklemmt. Der Verletzte wurde ins Krankenhaus gebracht, das Fahrzeug geborgen.

Chaos auf den Straßen

Laut Antenne Steiermark Verkehrsfunk war es auf den steirischen Straßen in der Früh spiegelglatt. Teilweise waren Schulbusse in den betroffenen Bezirken ausgefallen. Auf der B 70 Packer Straße in Richtung Graz passierte ein Unfall auf Höhe der Kremser-Reihen, es staute sich zurück bis ins Voitsberger Stadtgebiet (aktuelle Verkehrsinfos hier).

Die Freiwillige Feuerwehr Dobl bei einem Einsatz in der Nacht wegen eines hängengebliebenen Lkws
Die Freiwillige Feuerwehr Dobl bei einem Einsatz in der Nacht wegen eines hängengebliebenen Lkws © Ff Dobl

Auch in Graz (Plüddemanngasse, Lendkai, Triesterstraße) staute es sich im Frühverkehr wegen der glatten Fahrbahn. Gleiches galt auch in beiden Richtungen auf Höhe Weinitzen bis Bleihütten auf der Niederschöcklstraße L 387. Auch auf der A 9 Pyhrnautobahn hieß es in Richtung Graz, geduldig bleiben.

Die Sperre auf der L 202 Kirchbergerstraße ist mittlerweile aufgehoben.

Auf der L 331 Thalstraße wurde der Verkehr wegen eines Unfalls wechselweise in beide Richtungen angehalten (Stand 9 Uhr, Update hier).

Die L 409 Feistritzklammstraße war in beiden Richtungen zwischen Lebing und Stubenberg am See nach einem Unfall in der Stubenbergklamm gesperrt.

© KLZ / Infografik Kleine Zeitung

Kuratorium warnt Fußgänger

Stürze nach Blitzeis auf Gehwegen führen jedes Jahr zu rund 7.300 Verletzten in Österreich, wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) mitteilte. „Bitte gehen Sie bei Glatteis besonders langsam. Der sogenannte Watschelgang des Pinguins ist eine einfache und wirksame Methode, die jeder umsetzen kann. Vor allem ältere Menschen haben ein hohes Risiko, bei Glatteis zu stürzen - und unter den Folgen langfristig zu leiden. Problematisch sind vor allem Stürze auf den Kopf oder die Hüfte“, sagt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. Schwere Schädel-Hirn-Traumata oder Oberschenkelhalsbrüche können die Folge sein. Stürze auf den harten Betonboden können zu besonders schweren Verletzungen führen. Zwei Drittel aller Verletzten zogen sich beim Ausrutschen auf Eis oder Schnee Knochenbrüche zu, sagte Trauner-Karner.