Seit Monaten kämpft die ÖBB vor allem im Osten des Landes mit Problemen ihrer Zugflotte. Das bekommen sowohl Urlauberinnen und Urlauber zu spüren als auch Pendlerinnen und Pendler. Anfang Dezember mussten einige ÖBB-Passagiere die Nacht am Bahnhof in Tarvis verbringen, da ihr Zug aufgrund eines technischen Defekts nicht weiterfahren konnte. Vor allem die fehlende Kommunikation und mangelhafter Service bei Problemen werden kritisiert.

Situation angespannt

Besonders prekär sei die Situation auf der Nordbahn von Wien Richtung tschechischer Grenze und auch auf der Strecke zwischen der Hauptstadt und Wiener Neustadt beziehungsweise Mattersburg. Mehrmals wöchentlich würden Züge ausfallen, berichten Passagiere am Montag im Ö1-Morgenjournal.

„Ich verstehe den Ärger der Kundinnen und Kunden“, sagt Christof Hermann, Regionalchef der ÖBB für die Ostregion. „Die Qualität momentan entspricht nicht der Qualität, die wir anbieten wollen.“

Lieferengpässe und Personalmangel in den Werkstätten

Den Hauptgrund für diese inakzeptable Situation sieht Hermann in der Verfügbarkeit der Zugflotte: Die ÖBB hätte Rückstände bei der Aufarbeitung von Fahrzeugen, berichtet der Nahverkehrschef. Konkret heißt das, dass defekte Garnituren nicht schnell genug repariert werden und anschließend wieder eingesetzt werden können. Dafür würden Lieferrückstände und fehlendes Personal in den Werkstätten sorgen.

Um das zu ändern, hätte die ÖBB in die Aufstockung der Instandhaltungsressourcen investiert. „Wir arbeiten daran, neue Lieferketten aufzubauen. Aber das dauert seine Zeit“, beteuert Hermann. Auch auf die Kritik der Gewerkschaft und aus den eigenen Reihen, dass mehr Personal benötigt werden würde, will die ÖBB entsprechend reagieren. Aber: „Wir haben keinen Personalmangel, sondern einen sehr Personalbedarf. Recruiting in diesen Zeiten, und das betrifft uns nicht als einzige Branche, ist herausfordernd.“ Für die Gleise und die neue Instandhaltungsanlage auf dem Gelände des Wiener Franz-Josefs-Bahnhofs würden nun aber zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht werden.

Kurzfristige Änderungen des Fahrplans, also eine Ausdünnung der Taktung, um verärgerte Passagiere zu vermeiden, wären nicht möglich. „Die Erstellung eines Fahrplans ist ein sehr langer und iterativer Prozess, der klaren Prämissen unterliegt. Auch der Fuhrpark, der dahinter steht, unterliegt klaren Vorgaben und Prämissen, die wir alle eingehalten haben“, erklärt Hermann.

Dass die Kommunikation mit den Passagieren besser werden muss, gestehe Hermann jedoch ein. „Es ist extrem wichtig, kurzfristig die Informationen zielgerichtet und konsistent an die Kundinnen und Kunden zu bringen. Das stellt uns vor Herausforderungen. Da müssen wir besser werden“, meint der Nahverkehrschef.

Bis März solle sich die Situation laut Hermann in der Ostregion wieder etwas entspannt haben.