Wiens Fiakerpferde erhalten neue Hufbeschläge aus Kunststoff - sofern sich ihre Besitzer für einen Umstieg entscheiden. Das neue Modell wurde bereits im Rahmen eines Probebetriebs getestet. Da die neuen Beschläge laut Stadt funktioniert haben, wird der Umstieg nun gefördert. Die Kunststoff-Variante soll die Abnutzung des Straßenbelags durch die derzeit verwendeten Metall-Hufeisen reduzieren.
Fiakerkutschen gehören in Wien seit jeher zum Stadtbild. Die zweispännigen Kutschen werden gern von Wienbesucherinnen und -besuchern für eine Rundfahrt gemietet und sind auch ein beliebtes Fotomotiv. Bleibenden Eindruck hinterlassen sie aber auch auf der Fahrbahn. Auf den meistbefahrenen Routen entstehen rasch Spurrillen.
Hufeisen verursachen „erhebliche Kosten“
Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) verwies bei der Präsentation der Initiative am Freitag auf die „erheblichen Kosten“, die durch die Schäden entstehen. Der jährliche Mehraufwand durch die zusätzliche Abnutzung wurden heute mit 800.000 Euro beziffert. Stark betroffen ist vor allem die Innenstadt, in der die Gefährte hauptsächlich unterwegs sind.
Hufeisen aus Metall sollen bei den Pferden darum schon bald der Vergangenheit angehören. Die aus einem Metall-Kunststoff-Verbund bestehende neue Version soll die Straßen deutlich weniger beanspruchen. Schonender sollen sie aber nicht nur für den Asphalt sein. Denn auch aus veterinärmedizinischer Sicht sind die Beschläge sinnvoll, wie die Tiermedizinerin Theresia Licka erläuterte. Entsprechende Erfahrungen gebe es bereits aus dem Pferdesport, betonte sie.
Beschläge aus Kunststoff deutlich teurer
Bei den Einsätzen auf der Straße hat sich laut der Veterinärmedizinerin gezeigt, dass der Bewegungsablauf ein wenig anders ist als bei Metallbeschlägen. Das sei aber leicht umzulernen, versicherte Licka. Die Pferde hätten einen längeren Schritt gezeigt. „Das könnte ein Hinweis sein, dass sie es ein bisschen bequemer gefunden haben.“ Indizien dafür, dass es für die Tiere unangenehmer ist, gab es laut der Tierärztin jedenfalls nicht.
Nötig ist lediglich, die Tiere öfter zu beschlagen - also in etwa alle sechs Wochen. Metall-Hufeisen können hingegen bis zu neun Wochen genutzt werden. Der Umstieg wird von der Stadt gefördert, denn: Die Kunststoffvariante ist deutlich teurer. Pro Jahr und Pferd muss mit etwa 4.000 Euro gerechnet werden. Das ist in etwa der doppelte Betrag, der beim herkömmlichen Modell fällig wird, hieß es heute.
Zuschüsse können ab April beantragt werden
Im Fördertopf liegen für die nächsten fünf Jahre 1,9 Mio. Euro. Ab April kann um Zuschüsse für Beschläge bzw. Hufschmied-Kosten angesucht werden. Abgewickelt wird die Unterstützungsmaßnahme von der Wiener Wirtschaftskammer.
Deren stellvertretender Direktor Alexander Biach berichtete heute von zahlreichen Gesprächen mit den Wiener Fiakerunternehmen. Diese stünden der Modernisierung der Ausstattung positiv gegenüber, versicherte er. Insgesamt gibt es in Wien laut Biach 24 Betriebe.
Der Bezirksvorsteher des ersten Bezirks, Markus Figl (ÖV), zeigte sich erfreut über die Initiative. Straßen müssten damit nicht mehr so oft saniert werden, betonte er. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich viele Fiakerbetriebe an der Aktion beteiligen. Jennifer Kickert, die Tierschutzsprecherin der Wiener Grünen, begrüßte die Maßnahme ebenfalls. Zugleich hob sie jedoch hervor, dass Tierschutz nicht bei Maßnahmen zur Straßenschonung aufhöre. Denn die Tiere würden immer Sommer extrem unter Hitze leiden. Kickert bekräftige die Forderung der Grünen, den Tieren ab 30 Grad Celsius hitzefrei zu geben.