Seit Hollywood-Blockbustern wie „Blood Diamond“ ist der Ruf von Diamanten angeschlagen. Zwei Frauen aus Linz und Wien haben es sich mit ihrer Luxusschmuckmarke Attrē nun zur Aufgabe gemacht, nicht nur das Image der Edelsteine wortwörtlich aufzupolieren, sondern auch in einer männerdominierten Branche nachhaltig ihren Fingerabdruck zu hinterlassen. Im Gemmologischen Ausbildungszentrum in Linz wurde die Idee für Attrē geboren, die beiden Gründerinnen Maria Zelenko und Marina Stütz ließen sich dort gemeinsam ausbilden, Zelenki zur Diamantgutachterin, Stütz zur Gemmologin. „Wir haben schnell gemerkt, dass sich unsere Ansichten und Visionen für die Schmuckbranche stark ähneln“, erzählt Zelenko, die mehr als zehn Jahre als Modejournalistin tätig war und mit der Ausbildung einen neuen Weg einschlagen wollte. Für Stütz ist die Schmuckbranche unterdessen kein Neuland, als erste Frau übernahm die Oberösterreicherin die Geschicke des Familienunternehmens Goldwelt in Linz. „Ich konnte der Branche fast nicht entkommen, väterlicherseits bin ich die vierte Generation, mütterlicherseits die dritte, die in der Schmuckbranche arbeitet“, lacht sie.

Umso besser weiß die Expertin um den derzeitigen Stand der Schmuckindustrie Bescheid. „In der Diamantbranche gibt es im Moment noch kaum Frauen, das ist ein historisch gewachsenes Phänomen. Wenn man bedenkt, dass der Schmuck primär für Frauen designt und von Frauen getragen wird, ist das fast ironisch“, so Stütz. Auch der durchwachsene Ruf von Diamanten und Gold ist den beiden Gründerinnen bewusst. „Der Begriff ,recycelt‘ wird im Zusammenhang mit Gold viel zu inflationär verwendet, denn sobald Gold eingeschmolzen und in eine Form gegossen wird, ist es im Grunde recycelt. Das kann also so gut wie alles heißen“, so Zelenko. Viel treffender sei in diesem Fall der Begriff Sekundärgold. „Das ist Gold, das bereits für ein anderes Produkt existiert hat, also eine wesentlich transparentere Beschreibung.“ 18 Karat Sekundärgold verwenden die beiden Frauen bei Attrē, auch bei den Diamanten setzen die Frauen auf höchste Qualität. „Wir haben zwei Jahre gebraucht, bis wir den richtigen Partner gefunden haben, von dem wir unsere Diamanten beziehen.“ Die Wahl fiel auf Sarine, ein Hersteller für Präzisionstechnologie für die Beurteilung und Planung von Edelsteinen, der sich zudem für die Nachvollziehbarkeit der Herkunft von Diamanten engagiert.

Nur 0,2 Prozent Blutdiamanten weltweit

100 Millionen Karat Diamanten werden pro Jahr auf der Welt gefunden, so die Expertinnen. „95 Prozent davon durchlaufen die Maschinen von Sarine“, so Stütz. Dass ein Großteil der Diamanten unter schlechten Arbeitsbedingungen gefunden wird, kann Stütz entkräften. „80 Prozent der Diamanten werden von großen Unternehmen gefunden, die ethischen Standards folgen und entsprechen.“ Die Existenz von Blutdiamanten leugnen die Expertinnen allerdings nicht. „Allerdings ist die Zahl zum Glück gering“, so Zelenko, gerade einmal 0,2 Prozent der weltweit gefundenen Diamanten sind sogenannte Blutdiamanten.

Aus diesem Grund setzt das Duo auf ein Verfahren, mit dem festgestellt werden kann, wie geschliffene Diamanten in ihrer Rohform aussahen und wo diese herkommen. „Dabei wird ein 3D-Druck des Diamanten gemacht, und äußere und innere Merkmale analysiert. Diese Technologie macht es möglich, die genau Herkunft zu eruieren“, erklären die Gründerinnen. Beim Kauf eines Schmuckstückes erhalten Kundinnen und Kunden alle Informationen über den Herstellungsweg des Diamanten in Form eines Zertifikats, der sogenannten „Diamond Journey“ („Diamantenreise“). „Wir sind das erste Luxusschmuck-Unternehmen im deutschsprachigen Raum, die diese Technologie einsetzen, darauf sind wir stolz“, sagen die beiden. „Mit der Diamond Journey wollen wir die Wertschätzung für das Produkt unterstreichen.“ Wie ein kleines, österreichisches Start-up Zugang zu einer solchen Technologie erhält? In einem Branchenmagazin las Stütz von der neuen Technologie und fragte auf gut Glück an. „Eine Stunde später hatte ich eine Antwort, zwei Wochen danach hat mich der Europa-Chef von Sarine in Linz besucht.“ Dahingehend sei es natürlich zusätzlich ein Vorteil, dass die Familie seit Generationen in der Branche verankert sei, ergänzt die Schmuckexpertin.

Zu jedem Schmuckstück gibt es ein Zertifikat zur „Diamond Journey“
Zu jedem Schmuckstück gibt es ein Zertifikat zur „Diamond Journey“ © Craig Dillon

Langlebiger Schmuck für Generationen

Mit Attrē wollen sich die beiden Frauen dafür einsetzen, langlebigen Schmuck zu produzieren, der über Generationen hält. Traditionelle Handwerkskunst soll mit modernen und dennoch zeitlosen Elementen verbunden werden. „Das sind Stücke, die im besten Fall einmal gekauft werden und dann über Jahrzehnte schön bleiben. Wir hoffen natürlich auch, dass wir als Frauen einen Stein lostreten können, der der Branche einen feminineren Touch verleiht. Auch wenn wir wissen, dass sich die Uhren in diesem Bereich langsam drehen.“