Wer von Menschenrechten spricht, darf über Kinderarmut nicht schweigen? Die Forderung der Diakonie Österreich zum heutigen Tag der Menschenrechte liegt auf der Hand. Es reicht nicht, wenn 47.000 Kinder zu Schulbeginn aufgrund des geringen Haushaltseinkommens einen zusätzlichen 120-Euro-Gutschein erhalten. Unterstützung benötigen weit mehr. All jene, die Nachhilfe bräuchten, aber Eltern haben, die sich keine (mehr) leisten können.
Ob da jetzt manche verständnislos den Kopf schütteln, weil dafür doch Lehrer und nicht Nachhilfelehrer zuständig wären? Als ob Lehrerinnen in 50-Minuten-Einheiten über die Geschichte der Habsburger auf Sprachprobleme eines vielleicht noch leicht neurotischen Kindes eingehen könnten. Als ob nicht jeder wüsste, dass jene mit den meisten Lernrückständen zu kämpfen haben, denen beim Distance-Learning niemand helfen konnte. Und dass diese Rückstände in zwei Sommer-Lernwochen nicht nachgeholt werden können. Eine Mutter erzählte einer Studentin, die in einer Sommerschule unterrichtete, es graue ihr vor der Schule. Ihr Sohn brauche Unterstützung, ihr fehle das Wissen, aber auch das Geld für Nachhilfe. Wie es möglich ist, dass binnen kürzester Zeit Entlastungspakete in Milliardenhöhen ausgezahlt werden, aber bis heute nicht österreichweit Mittel für Nachhilfe-Schecks für sozial benachteiligte Kinder aufgebracht werden? Eine Hilfe, die die Rutschbahn zu späteren Sozialhilfeempfängern und zu Armut verhindern könnte.
Zu hohe Kosten? Sie wären ein Bruchteil jener, die Schulabbrecher verursachen. Wäre also eine Investition mit einer Rendite, die enorm wäre. Und damit abseits vom Menschenrecht auf Bildung ein Beweis ökonomischer Klugheit – nicht nur einer der sozialen Fairness.