Es gibt Wahlen, um die man besser einen großen Bogen macht. Beispielsweise jene, in denen Elternvertreter für Taferlklassler gekürt werden.

Die Warnung kinderreicher Verwandter und Freunde noch im Ohr, wusste ich, wie man sich bei der Elternsprecherwahl zu verhalten hat: Besser teilnahmslos, ruckartige Bewegungen und direkter Augenkontakt sind jedenfalls zu vermeiden. Doch kaum hatte der Klassenvorstand den heiklen Sitzungspunkt routiniert scherzend einbegleitet und um Mitarbeit gebeten, starrten zwei Dutzend Erwachsene minutenlang angestrengt auf Schnürsenkel oder aus dem Fenster.

Nach einer weiteren Witzesalve und der Feststellung, dass ihre Kinder glücklicherweise engagierter seien, sah der Lehrer ratlos in die Runde. Die ersten wetzten mit den Füßen, kicherten nervös oder fixierten die Ausgangstür. Eine Mutter schräg gegenüber litt offenkundig Höllenqualen und erlöste schließlich alle mit dem Stoßseufzer „Na gut, wenns keiner machen will, dann machs halt ich.“ Jubel und schier endloser Applaus brandeten auf, in dessen Sog Ihre Morgenpostlerin unbedacht lächelte und prompt zur Vertretung ernannt wurde. Mein Learning nach zwei Wochen, einem Zickenkrieg, vertauschten Hosen und reichlich aufgeregten Chatnachrichten zum Fußballtraining: Elternabend ist fortan Papasache - der hat einfach mehr Routine im Wegducken.

Zur reinen Männersache wurde schließlich auch die Wahl zum höchsten Amt im Staat: Keine einzige Frau, dafür gleich sieben männliche Kandidaten stiegen in den Ring. Doch glaubt man den Demoskopen, wird Amtsinhaber Alexander Van der Bellen der Konkurrenzdichte zum Trotz an die 60 Prozent aller Stimmen erreichen und voraussichtlich schon in der ersten Runde den Wiedereinzug in die Hofburg schaffen.

Zu hoch gelegt scheint diese Latte nicht. Van der Bellens Vorgänger Heinz Fischer triumphierte bei seiner Wiederwahl 2010 mit 79 Prozent und auch Thomas Klestil wurde 1998 mit 63 Prozent für eine zweite Amtszeit bestätigt, obwohl er mit Gertraud Knoll, Heide Schmidt und Richard Lugner illustre Widerstreiter vorfand.

Im Vergleich dazu sind die heutigen sechs Gegenkandidaten Fliegengewichte. Die vergangenen Wochen als echten Wahlkampf zu bezeichnen, mutet schon reichlich kühn an. Denn der Amtsinhaber verweigerte sich aus logisch-taktischen Gründen jeder direkten Auseinandersetzung mit den Mitbewerbern – er tat aber freilich auch nichts, um andere, wichtigere Akzente zu setzen. Bleibt also zu hoffen, dass das Theater um die sinnbefreite Diskussion, ob das Staatsoberhaupt nach seiner Wahl nichts anderes zu tun habe, als schleunigst die Regierung zu entlassen, endlich zum letzten Akt gelangt.

Die Schlussakkorde des Schauspielsbegleiten wir für Sie heute selbstverständlich wieder aktuell und in voller Teamstärke: Innenpolitik-Redakteurin Christina Traar mischt sich im Wiener FPÖ-Wahlzentrum unters Volk, Ernst Sittinger beobachtet Alexander van der Bellen und sein Wahlkampfteam. Georg Renner, Max Miller und Gudrun Schaffhauser-List kümmern sich ab 9 Uhr um Live-Ticker und schnelle, digitale Inhalte, unser Visuals- und Data-Spezialist Jonas Binder zimmert Grafiken und interaktive Lesestücke. Am Abend melden sich der stellvertretende Chefredakteur Michael Jungwirth und Veronika Dolna aus dem Wahlzentrum im Palais Niederösterreich, nach der ersten Hochrechnung wird Chefredakteur Hubert Patterer das Ergebnis im Leitartikel kommentieren.

Um 18 Uhr überlassen wir die Hofburg-Wahl einem humoristischen Vollprofi: Staatskünstler Thomas Maurer rekapituliert mit uns launig den Tag, bevor wir abschließend noch mit dem Polit-Experten Peter Plaikner die Auswirkungen des Wahlergebnisses auf die Bundesregierung und die kommenden Landtagswahlen analysieren.

Machen Sie Ihr Kreuz und lehnen Sie sich zurück, empfiehlt