Einmal kurz in Grado vorbeigeschaut, ob dort wohl noch alles beim Alten ist. Und ja: in der „La Ciacolada“ schmeckt die Pizza nach wie vor am besten, von der Bar „numero uno“ hat man einen ungebrochen schönen Blick aufs Meer und morgens im Café „Cristallo“ kann man wie üblich die Grazer Neuankömmlinge anhand der steirischen Kleine Zeitung-Ausgabe enttarnen. Es wäre alles wunderbar, hätten sich nicht die Möwen gegen mich verschworen. Ihre Morgenpostlerin, die an einer Vogelphobie laboriert, seit zwei Lausbuben sie bloßfüßig auf einen toten Spatz latschen ließen, wurde dreimal elegant von oben verziert. Damit nicht genug, beschränkten sich die randalierenden Allesfresser diesmal nicht aufs Erbeuten von Kirschen, Prosciutto oder Grissini, sondern zerlegten vorm angewiderten Strandpublikum mehrmals täglich ganze Tauben. Ein absoluter Abreisegrund - der Faaker See kann ohnehin mehr als das Meer!
Ebenda herrlich vogelfrei, beginnt nun langsam die Hitze zu flirren. Sommer satt. Die Thermometer werden heute rasch die 30 Grad knacken, das Land heizt sich auf. Aber auch in den Niederungen der Politik steht uns eine heiße Woche bevor:
Die Teuerung, offiziell auf 7,7 statt 8 Prozent korrigiert, dürfte die Stimmung in den letzten Parlamentsrunden vor den Sommerferien zum Brodeln bringen. Wie treffsicher sind die Gegenmaßnahmen der Regierung? Wann wird die Bevölkerung endlich etwas von den versprochenen Milliarden aus dem Steuertopf spüren? Als würde die Inflation nicht schon genug Reibefläche bieten, wird wohl auch der Korruptions-Untersuchungsausschuss zusätzlichen Wirbel erzeugen, wenn die um die Grünen verstärkte Opposition erneut die Partei des Kanzlers vorführen will.
Der Druck im Kessel steigt - ähnlich bei der Energieversorgung. Etwaige Befürchtungen, dass das Russen-Gas für Österreich ausbleiben könnte, wurden von der Klimaministerin und den in ihrem Ressort angesiedelten Fachabteilungen zwar wiederholt als unbegründet abgetan. Doch es scheint zunehmend unwahrscheinlich, dass die Gasspeicher entsprechend der neuen Gesetzeslage in den wenigen Wochen bis zum Herbst wirklich zu 80 Prozent gefüllt werden können.
Noch nicht endgültig entschieden ist außerdem, ob die Ukraine tatsächlich den von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprochenen Status eines Beitrittskandidaten in vollem Umfang erhält. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, doch im Zuge des für das kommende Wochenende anberaumten Gipfels der Staats- und Regierungschefs sind ein Tauziehen und hitzige Debatten trotzdem
vorprogrammiert.
Weniger heiß her ging es dafür am Pogusch, wo nach zweijähriger Corona-Pause auf die 30. Kleine Zeitung-Weinkost angestoßen wurde. Im Schatten des nahen Hochschwab analysierten Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und Medien Seite an Seite mit den renommiertesten Winzern des Landes die Vorzüge des Jahrgangs, das neue Leben mit Krisen und ihren eigenen Mut zur Veränderung – aber lesen Sie am besten gleich selbst!
Einen ebenso feinen Schattenplatz zum Plaudern oder Sinnieren wünscht Ihnen heute