Man darf vermuten, dass in Moskau derzeit noch mehr Schampanskoje sprudelt als sonst schon üblich. Man hat Grund zu feiern: Während die Europäer über den exorbitant hohen Gas-Preis und den niedrigen Stand in ihren Gas-Speichern schäumen, bahnt sich für den russischen Gas-Konzern Gazprom ein Rekordgeschäft an.
Verdreifacht hat sich der Gaspreis seit Beginn des Jahres. Ursachen dafür gibt es mehrere – eine davon ist der Streit um die kürzlich fertiggestellte Gas-Pipeline Nordstream II, die von Russland, unter Umgehung der Ukraine, nach Deutschland führt. Als „Fehler historischen Ausmaßes“ bezeichnen viele in Kiew, Polen, dem Baltikum und auch in Washington die Pipeline, aus eigenen ökonomischen Motiven, aber auch, weil die Doppelröhre Russland gegenüber der von Moskau militärisch bedrängten Ukraine stärkt. Tatsächlich ist schwer einzusehen, wieso die Regierung Merkel Wladimir Putin nach der Annexion der Krim 2014 auch noch mit einem geopolitisch heiklen Mega-Deal beschenkte.