Es ist gut, dass die deutsche Bundesregierung die Foltervorwürfe des Journalisten Deniz Yücel gegen die Türkei ernst nimmt und die Regierung in Ankara zur Einhaltung der internationalen Antifolterkonventionen mahnt. Weniger gut ist, dass Berlin sich wieder einmal auf Worthülsen zurückzieht, die im Palast des Dauerherrschers Recep Tayyip Erdoan nur ein müdes Lächeln hervorrufen.

Der Autokrat Erdoan steuert sein Land gradlinig in die Diktatur. Menschenrechte, Freiheit oder Demokratie tritt er mit Füßen. Die Wahlfarce in Istanbul hat seine hehren Bekenntnisse als hohles Gerede entlarvt. So ein Land kann kein normaler Partner Deutschlands mehr sein. Die EU-Beitrittsgespräche abzubrechen, ist aber falsch, denn es spielt dem Autokraten in die Hände und schadet der Opposition. Erdoan versteht nur eine Sprache: wirtschaftliche Sanktionen. Wie lange sollen die Opfer türkischer Willkür noch darauf warten? Frank Nordhausen