Die eine oder andere schlaflose Nacht dürfte Alexander Van der Bellen wohl verbracht haben – im Herbst 2017, als er auf die Angelobung einer Koalition aus ÖVP und FPÖ zusteuerte. Frei nach Max Weber ließ sich der Ex-Grünenchef, der als Antithese zu den Blauen in die Hofburg gewählt wurde, nicht von seiner Gesinnung, sondern von seiner politischen Verantwortung als Bundespräsident leiten. Die Österreicher hatten ÖVP und FPÖ eine klare Mehrheit beschert, mangels Alternativen konnte Van der Bellen nicht anders. Im Übrigen hat der Wähler immer recht.
Die Verfassung räumt dem Bundespräsidenten ein gewisses Druckmittel ein. Ohne Zustimmung aus der Hofburg keine neue Regierung. Thomas Klestil, dem Vorvorgänger, sind die Grenzen der Macht jedoch deutlich aufgezeigt worden.