Mit der Klarheit und Stringenz eines Juristen legte der deutsche Autor Ferdinand von Schirach in seiner Salzburger Festrede dar, was geschehen kann, wenn der Einzelne von seinem skeptischen, durch Erziehung und Gewissensbildung gereiften Urteil abrückt und sich dem Willen und ungezügelten Trieb des Volkes, dessen Zorn und Ekstase unterwirft. Es kann im Glücksfall etwas Erhebendes sein, es kann aber auch, wie die Geschichte lehrt, alles verloren sein, „was wir sind“. Masse und Macht, das hat sich selten als glückhaftes Paar erwiesen, schon gar nicht in Zeiten anonymer digitaler Schwärme. Sie sind nicht immer akkumulierte Intelligenz. Besser ist, wenn sich das Volk vor sich selbst und seinem absoluten Willen schützt, wenn ihm ein Karabiner zur Hand gegeben wird, sei es durch die Teilung der Gewalten oder die kühlende Vertreterschaft eines Parlaments.