Es gibt sie noch, die kleinen Wunder in der Politik. Wer hätte gedacht, dass Polens bisher so willfähriger Staatspräsident Andrzej Duda dem politischen Ziehvater Jaroslaw Kaczynski trotzt und sein Veto gegen die Aushebelung der Gewaltenteilung einlegt?
Das Geschöpf begehrt gegen den Schöpfer auf. Und nicht nur die zehntausenden Polen, die seit Tagen gegen die umstrittene Justizreform auf die Straße gehen, reiben sich verwundert die Augen. Auch Europa weiß sich fürs Erste einer Verlegenheit enthoben. Entpuppt sich die Ankündigung aus Brüssel, den Justizputsch mit dem EU-Stimmrechtsentzug für Warschau zu ahnden, doch als leere Drohung. Die dafür nötige Einstimmigkeit im Rat käme wegen Ungarns Einspruch niemals zustande.
Wie die Machtprobe in Polen endet, ist ungewiss. Der heimliche Herrscher des Landes, Jaroslaw Kaczynski, wird nicht klein beigegen. Und dennoch: Dudas Veto ist ermutigend. Zeigt es doch das Polens politische Selbstreinigungskräfte intakter sind, als viele meinen.