Am Anfang war der Zorn, die Wut, das Misstrauen, die Enttäuschung, dass mit denen, die uns regieren, kein Staat zu machen ist – nicht, weil sie unfähig sind, nur Mittelmaß verkörpern, auf den eigenen Vorteil bedacht sind. Die politischen Eliten haben an Glaubwürdigkeit eingebüßt, weil der Anspruch, dass der Staat im Dienst des Bürgers steht, verloren gegangen ist. Stattdessen überwiegen parteipolitische und wahltaktische Überlegungen in der Politik. Der eigenen Klientel, die in innerparteilichen Machtkämpfen das Überleben absichert, fühlt man sich stärker verpflichtet als übergeordneten Anliegen – das Scheitern der Arbeitszeitflexibilisierung, der Mindestlohn, die Gewerbeordnung, die Schulreform lassen grüßen.

Verschärft wird der Vertrauensverlust durch die Globalisierung der nationalen Politik. Einst konnten Politiker den Brotpreis diktieren, Wohnungen vergeben, mittels Milliardensubvention, Einfuhrzöllen, Auf- und Abwertung Unternehmen stützen und Arbeitsplätze sichern. Alle diese dirigistischen Instrumentarien sind den nationalen Regierungen – glücklicherweise – entrissen worden. Helmut Kohl, der in den Olymp der europäischen Götter aufgestiegen ist, hat Dissonanzen im Konzert der Regierungschefs durch das Ausstellen von Schecks gelöst. Wenn Spanien blockiert hat, wurde der Gordische Knoten durchtrennt, indem die Deutschen zur Kasse gebeten worden sind. Die goldenen Zeiten sind nun vorbei.

Profiteure des Frusts der enttäuschten Mitte sind weniger die Ränder, sondern neuerdings Leute wie Macron, Griss, Stronach, Strolz, Dinkhauser, Lugner, Hans-Peter Martin, die freigelöst von Parteien aus dem Nichts ins Rampenlicht katapultiert wurden, das Establishment zertrümmern (in Frankreich kamen die Sozialisten auf 7,4 bzw. 6,4 Prozent) und ebenso schnell wieder verschwinden können – siehe Stronach.

Auch Kurz, Kern, Pilz sind das Resultat dieser Kurzatmigkeit. Kurz, nach Stöger das dienstälteste Regierungsmitglied, inszeniert sich als neues Gesicht und spricht die enttäuschte Mitte an, die den Staat als überhebliches Gebilde wahrnimmt, der Bürger bevormundet, gängelt und schröpft. Ob Kurz als Komet in die Geschichte eingeht oder als Sternschnuppe, wissen wir am Wahlabend.

Ähnliches gilt für Peter Pilz, der nicht das Opfer einer grünen Intrige, sondern Opfer der Basisdemokratie geworden ist. Der Wirbel kann im September schnell verfliegen, wenn alles auf den Dreikampf zwischen Kern, Kurz, Strache fokussiert ist. Die entscheidenden ORF-Duelle darf Pilz vor dem TV-Gerät verfolgen.

Auf den Jo-Jo-Effekt setzt auch Kern, der in den Umfragen zurückliegt. Macron, Hofer, Griss gingen als Außenseiter ins Rennen und wurden innerhalb kürzester Zeit durch bestechende TV-Auftritte in den Umfrageolymp katapultiert. Die etablierten Parteien verglühen gerade am Horizont – schneller als jede politische Sternschnuppe.