Müssen Kinder wirklich wissen, was gerade in Aleppo passiert? Müssen sie wissen, warum der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump vielen Angst macht? Was hinter den Kürzeln CETA oder Brexit steckt? Oder wie viel Macht ein Bundespräsident in Österreich hat?
In einer Welt, in der Medien nahezu jeden Lebensbereich
fluten, vom öffentlichen Raum bis hinein ins Kinderzimmer, darf das Recht auf Information, das übrigens auch als eines der Kinderrechte niedergeschrieben ist, nicht nur eine betuliche Absichtserklärung sein.

Aus Fernsehen, Radio, Internet und Zeitungen drängen Meldungen über Terroranschläge, Kriege und Unruhen, über Naturkatastrophen und Klimawandel in die Welt der Kinder. Ebenso wie Bilder von Flüchtlingen, die auf dem Weg nach Europa zu Tausenden im Mittelmeer ertrinken. Ungefragt und ungefiltert werden schon die Kleinsten tagtäglich mit einer Realität konfrontiert, auf die sie nicht vorbereitet sind und die sie in ihrer überschaubaren Lebenswelt nicht einordnen können.

In dieser dauerbefeuerten Medienwelt, die sich kaum noch ausblenden lässt, ist es unsere Pflicht, das Kinderrecht auf Information ernst zu nehmen. Warum ist das heute wichtiger denn je? Weil wir die Jüngsten unserer Gesellschaft ohnehin nicht mehr vor der Wirklichkeit abschotten können. „Wir haben heute also nicht mehr unbedingt die Wahl, wann wir unsere Kinder an diese Themen heranführen“, sagt die Wiener Ärztin und Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger.

All diese Bilder in Dauerbeschuss machen Kindern große Angst. Bändigen können wir diese gesäte Unsicherheit nur dann, wenn wir sie mit diesen verstörenden Schlagzeilen nicht alleine lassen, sondern uns ehrlich darum bemühen, ihnen mit Worten und Bildern, die sie verstehen, das Geschehene zu erklären – in einer Sprache und Dosis, die der kindlichen verletzbaren Seele zumutbar ist. Deswegen sind spezialisierte Kindermedien im 21. Jahrhundert unersetzlich.

Wenn wir es nicht tun, lassen wir Kinder mit ihrer Verunsicherung über, nehmen sie und ihre Ängste nicht ernst. Damit könnte sich in den jungen Köpfen der Eindruck festigen, dass man nicht alles verstehen muss. Das könnte als Botschaft ankommen, dass nicht jeder ein gleichwertiger Teil der Gesellschaft ist. Im schlimmsten Fall macht das aus unseren Kindern gleichgültige, ignorante, apolitische und entsolidarisierte Erwachsene – und künftige Wähler. Das ist kein Nährboden, auf dem Demokratie gedeihen kann.

Gleichzeitig müssen wir
Erwachsene uns bewusst sein, dass unsere lärmende, virtuelle Welt sich zu oft auf das Negative konzentriert. Dabei neigen wir dazu, zu vergessen, dass jeden Tag viel Schönes passiert.

Kinder haben das Recht, sich auf ihre Zukunft zu freuen. Und je redlicher wir sie informieren und verstehen lassen, desto eher bleibt ihre Hoffnung auf die Zukunft intakt.