Der Verein "liebenslust" leistet hervorragende und wichtige Bemühungen im Bereich der Sexualerziehung und Aufklärung. Ich weiß nicht, in welcher watteweichen, heilen Welt die VerfasserInnen der diesbezüglichen Leserbriefe schweben, ich denke aber, in einer Zeit, in der schon Sechsjährige ein Smartphone haben, in einer Zeit, in der diese Sechsjährigen auf ihren Smartphones schon mit rauen Formen von Pornografie in Kontakt kommen, oder noch schlimmer, mit diversen Formen von Sexting, in einer Zeit, in der in österreichischen Schulen beschnittene Mädchen sitzen, ist umfassende sexuelle Bildung eine Notwendigkeit.
Es ist typisch für die FPÖ, sich ohne anständige Recherche auf vermeintlich Skandalöses zu stürzen.
Andrea Stift-Laube, Graz
Schutz vor Gewalt
Als betroffener Mann von sexualisierter Gewalt in meiner Kindheit/Jugend kann ich angesichts einer solchen Ignoranz nur den Kopf schütteln. Hätte es damals Vereine und auch Gelder für sexuelle Aufklärungsarbeit und Gewaltprävention gegeben, wäre mir viel Verlust und Leid erspart geblieben! So viele Übergriffe passieren im familiären Umfeld, wie soll da Aufklärung und Prävention gänzlich von derselben Familie übernommen werden? Massiv grenzüberschreitende Handlungen sexualisierter Gewalt und, dem gegenübergestellt, die Vermittlung eines Bildes von Sexualität als etwas Positives kann doch niemals von ein und der selben Instanz vermittelt werden. Auch Pornografie, zu denen junge Menschen definitiv Zugang haben, vermittelt ein völlig verzerrtes Bild von Liebe und Sexualität.
Sexuelle Übergriffe und sexualisierte Gewalt sind Teil unserer Gesellschaft. Wer die Augen davor verschließt, ignoriert ein Problem, das uns alle betrifft!
Alexander Sailer, Graz
Wenig aufgeklärt
Während meiner Schullaufbahn hatte ich de facto keinen Aufklärungsunterricht und wurde auch von meinen Eltern nicht aufgeklärt, worunter ich, im Nachhinein betrachtet, sehr zu leiden hatte. Auch als 15-Jähriger verstand ich den Sexualakt nur in den allergröbsten Grundzügen und hatte kaum Ahnung von Dingen wie Verhütung und sexuell übertragbaren Krankheiten (von denen ich nur HIV kannte).
Ich finde, sexuelle Aufklärung an den Schulen ist auf jeden Fall zu begrüßen und sollte nicht durch prüde Ansichten voriger Jahrhunderte behindert werden. Auch wenn man bedenkt, dass viele Eltern hier immer noch große Bildungslücken (z. B. sexuelle Neigungen, sexuell übertragbare Krankheiten, Umgang mit Homosexualität, etc.) aufweisen oder das Thema erst viel zu spät ansprechen.
Manuel Kohli, Graz