Ich selbst bin eine dieser "Retro"-Frauen, die ihren Job gelassen haben, um mit ihren Kindern zuhause zu sein. Herrliche Zeiten, die uns viel gebracht haben. Zeit miteinander zu erleben, sich Zeit schenken: Wie viele Erwachsene schaffen das nicht mehr, vielleicht, weil es ihnen als Kind schon abgewöhnt wurde.
Ich möchte meine Kinder selber prägen und das nicht dem Kindergarten und der Schule überlassen. Dass diese Institutionen qualifiziert sind, empfinde ich als selbstverständlich, aber sie sind kein Grund, mich meiner Aufgabe zu entziehen. Freie Entscheidung ist eine der entscheidenden Grundformen der Demokratie. Wann ist endlich eine Regierung bereit, Eltern wie mir zu sagen: Eure Arbeit ist dem Staat etwas wert, entscheidet ihr, wann und wie viel Unterstützung ihr für Eure Kinder braucht.
Alexandra Liechtenstein, Rosegg
Wahlfreiheit ist wichtig
Auch der bekannte Hirnforscher Gerald Hüther sprach zur "Gretchenfrage Mama oder Krippe" darüber, wie das Betreuungsmodell den Charakter des Kindes formt. Er meint, dass ein Kind, um das Gefühl für seine Persönlichkeit zu bekommen, ein Gegenüber braucht, das es so annimmt, wie es ist. Eine Mutter, die ständig bei ihrem Kind ist, kennt alle Regungen des Kindes und weiß, wie man darauf reagiert. Die Kinder machen hier sehr früh die Erfahrung, erkannt und ernst genommen zu werden. Sie werden eher in sich ruhende und selbstständige Kinder.
Ich bin sehr froh, eine "Retro-Glucke" zu sein, die in den ersten, für die Entwicklung so wichtigen Jahren, für ihr Kind da ist und das Privileg genießt, nur zehn Stunden pro Woche arbeiten gehen zu müssen. Die gesellschaftliche Akzeptanz dafür ist zwar nicht immer gegeben, aber mein Sohn wird es mir irgendwann danken.
Ich habe volles Verständnis für alle Frauen, die möglichst schnell nach der Geburt ihrer Kinder wieder arbeiten gehen wollen oder aus wirtschaftlichen Gründen müssen. Es sollte allen Frauen freigestellt werden, wann und wie sie wieder in den Arbeitsprozess einsteigen. Wichtig wäre eben die Wahlfreiheit und dass weder das eine noch das andere von der Gesellschaft oder der Politik negativ bewertet wird.
Mag. Ingrid Pekari, Graz