Trump ist ein Spiegel unserer Gesellschaft und damit ein Widerspruch in sich selbst. Er vereinigt etwa in sich die Geschliffenheit und Rhetorik eines postmodernen Populisten mit der Unbekümmertheit und Naivität eines feudalen Machtmenschen. Seine Wahl wurde u. a. möglich durch die Unzufriedenheit von Millionen Unterprivilegierten im eigenen Land, denen er eine Abrechnung mit dem Establishment in Aussicht stellte.
In den USA ist es nunmehr Trump, in Europa sind es die populistischen Parteien, Wutbürger oder die neuerdings immer mehr an Zulauf gewinnenden "Staatsfeinde"; global gesehen sind es die Flüchtlingsströme. Der einstige, alles beherrschende, Konflikt zwischen Ost und West scheint endgültig gegenüber dem neuen, globalen und im Übrigen noch unlösbaren Konflikt zwischen Reich und Arm zu verblassen.
Auch der Milliardär und Populist Trump, der selbst im Weißen Haus eine Vorliebe für vergoldete Dekorationen entwickelt und der sich jetzt sogar seine Haare vergolden ließ, kann und wird diese Probleme nicht lösen. Er ist eine Katastrophe für Europa, für die Welt und die amerikanische Demokratie, die so eine Wahl möglich machte.

Dr. Johannes Hofer, Kindberg

Was kommt noch nach?

Mit Protesten dagegen, dass in diesen Tagen Frauenfeindlichkeit und Rassismus ins Weiße Haus eingezogen sind, verschafften sich laut Medienvertretern mehr Menschen Gehör, als Besucher bei Donald Trumps Angelobung zugegen waren. Nachdem aber der frisch gebackene Präsident die Berichterstattung über seine Amtseinführung mit Aussagen wie "Journalisten gehören zu den unehrlichsten Menschen auf der Erde" auf die denkbar unprofessionellste Art und Weise kommentiert hat, legt sein Pressesprecher Sean Spicer nun nach, denn laut ihm werde man "die Medien zur Rechenschaft ziehen." Man darf gespannt sein, was sich hinter dieser Drohung verbirgt – ich befürchte, wie bei so vielen Themen in puncto Trump, leider nichts Gutes.

Katrin Fischer, Graz

Herrschaft des Geldes

Donald Trump lässt nichts anbrennen. Sein erster Regierungsakt nach der Vereidigung war ein erstes Dekret gegen das Gesundheitssystem "Obamacare", das allen Amerikanern eine Krankenversicherung ermöglichte. Wie neoliberal kann man sein, wenn ein solcher Akt der Nichtsolidarität mit dem Volk, von dem er immer spricht, an oberster Stelle steht! Wenn er seine wirtschaftlichen Abschottungs-Vorstellungen mit der gleichen Geschwindigkeit durchsetzt, wird er das Land bald heruntergewirtschaftet haben und dann ist ein Amtsenthebungsverfahren nicht mehr weit.

Für Europa ist der Wahlsieg von Trump eine sehr deutliche Warnung, wohin eine Plutokratie (Herrschaft des Geldes) ein Land führen kann.

Dipl. Ing. Josef Steindl, Lebring

Great or small?

Trump hat sich für einen neuen auf der populistischen Welle schwimmenden Isolationismus und Protektionismus ausgesprochen und auch der Globalisierung und dem freien Welthandel eine Absage erteilt. Wie er damit „America great again“ machen will, entzieht sich meinem Vorstellungsvermögen.

Dr. Ewald Bauer, Graz

Wir sind Europa

Die Angelobung des US-Präsidenten ist vorbei und wir können uns wieder darauf besinnen, dass wir nicht ein Bundesstaat der Vereinigen Staaten sind, sondern ein wichtiges Mitglied der Europäischen Union. Der Präsident hat keinen Zweifel daran gelassen, dass seine Politik in erster Linie dem Wohl seines Landes gewidmet werden wird und diese Haltung sollte die Mitgliedsstaaten der EU erwachen lassen.

Präsident Obama hat seinen Landsleuten zugerufen "Yes, we can", vielleicht gewinnen unter diesem Eindruck die Worte von Frau Merkel "Wir schaffen das" eine ähnliche Bedeutung. Der europäische Kontinent in seiner Vielfalt und großen Geschichte hätte es verdient.

Martha Pesec-Foltin, Liezen