Ich kann die Aufregung um den „Skandal“ in der ARD-Sendung „Anne Will“ vom letzten Sonntag nicht nachvollziehen. Hätte sich die verantwortliche Redakteurin genauer über die vollverschleierte Diskussionsteilnehmerin informiert, hätte sie auch gewusst, was auf sie zukommt. Es sei denn, sie hätte diesen Beinahe-Eklat bewusst provoziert.
Die genannte Dame durfte schon in der Vorwoche auf „Puls 4“ ihre Thesen bezüglich der Freiheitsrolle der Frau im Islam darlegen, was ebenfalls zu kräftigen Reaktionen geführt hat. Noch dazu wo sie in der Schweiz bereits seit Langem schmunzelnd zur Kenntnis nimmt und dort auch den Namen „Nikab-Nora“ erhielt.
In jedem Fall ist es ihr gelungen, islamistisches Gedankengut in Anwesenheit islamischer Männer zu veröffentlichen. Beide Sendungen haben ihr eine Bühne geboten, die ihr beinahe die Rolle einer „Jean d Arc“ des Islam zubilligt.
Auf jeden Fall hat sie jedem kritischen Zuseher eines vermittelt: Sie ist in keiner Weise bereit, jene Toleranz zu leben, die sie von den Diskussionsteilnehmer bzw. der Gesellschaft einfordert. Auch die Einblendungen ihrer Aussagen zu „Reisen nach Syrien“ grenzten schon beinahe an eine Propagandasendung. Und genau hier liegt der wahre Skandal.
Bruno Obenaus, St. Stefan