Zwei Jubiläen, kein Anlass zum Feiern: Heute vor drei Jahren erfolgte der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. Morgen hat der britische Premierminister Rishi Sunak – es ist der dritte Tory in diesem Amt in nur einem Jahr – seine ersten 100 Tage im Amt absolviert.
Es wäre verfehlt, alle Probleme, die Großbritannien im Alltag begleiten, nur auf den Brexit zu schieben: Das NHS etwa, also das staatliche Gesundheitssystem, ist seit Jahrzehnten ein Intensivpatient. Evident ist jedoch, dass sich die vom maulheldenhaften Ex-Ex-Premier Boris Johnson (und Brexit-Co-Einpeitscher Nigel Farage) ungeniert aufgeblasene Verheißung vom Gold am Ende des Regenbogens in keinem Bereich bewahrheitete: Nationalismus, Opfer-Narrativ, Idealisierung eigener Größe.
Auch wenn die Konservativen, die den Austritt propagierten, in keiner Sekunde zugeben, dass er den Bauchfleck einläutete: Dem Volk dämmerte es längst, dass das "Danach" ein Konglomerat von Problemen ist. Das "Leave!" wich einem kläglichen "Why?": Exodus unzähliger Arbeitnehmer in Richtung Kontinent, Export-Einbrüche, unsägliche Bürokratie für britische Unternehmen, maroder Finanzsektor, enorme Lebenshaltungskosten.
Mit dem Brexit nahm man den falschen Ausgang ohne Not – diese kam in vielen Bereichen erst danach. Das eigene Süppchen wurde ein dünnes – gestreckt nur mit endlosen Versprechen. Das Auslöffeln wird Jahre kosten. Und: Knirschend den Retourgang einzulegen, ist wohl nur unter einer ganz anderen Regierung denkbar.