Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Heute sollte es so weit sein.
Ende des Muskel- und Pokerspiels, Karten auf den Tisch oder doch erst in einigen Tagen? Ob Putin die angedrohte Karte ausspielen wird, ob er uns den Gashahn zudreht und auf seine wichtigste Einnahmequelle verzichtet, wenn nicht in Rubel bezahlt wird? Zumindest hat er in diesem Pokerspiel einen Erfolg bereits errungen. Der freie Fall des Rubels wurde gestoppt. Stoppt er nun die Gaslieferungen, setzt auch der freie Fall wieder ein. Also wird ihm die Ratio anderes diktieren. Aber wer baut in diesen Tagen noch auf die Ratio dieses Mannes. Keiner, der Vernunft besitzt. Deutschlands Wirtschaftsminister hat deshalb vorsorglich gestern früh die Frühwarnstufe des Energie-Notfallplans ausgerufen. Mit dem Appell an alle Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger, alles zu tun, um sofort Gas einzusparen. Ein klares Signal, das er an die eigene Bevölkerung und an Russland sendet: Wir sind auf alles vorbereitet.

Und Österreich? Zunächst betretenes Schweigen im zuständigen Energieministerium. Frühwarnstufe? Nein, lässt eine Sprecherin wissen, aber "ständige Abstimmung zwischen E-Control und Energieministerin". Außerdem: Aktuell alles im grünen Bereich.

Na dann, alles auf Schiene. Der Bundeskanzler überrascht schließlich noch vor seinem heutigen Besuch beim deutschen Kanzler mit der Analyse, dass wir uns in eine Abhängigkeit begeben hätten, die "uns jetzt dazu zwingt, nach wie vor russisches Gas zu kaufen". Dem russischen Präsidenten zeigt er die Rute im Fenster. Denn, lässt er Putin wissen, "er hat völlig falsch eingeschätzt, dass ganz Europa beginnt, sich auch in der Energieversorgung völlig neu zu orientieren".

Bleibt zu hoffen, dass wir uns bei der "Neuorientierung" nicht verschätzen. Sie wird in Österreich bekanntlich bei einem aus Russland importierten Jahresgasverbrauch von 80 Prozent noch ziemlich lange dauern. Und was passiert im Notfall bis dahin? Nach langen Schreckminuten erfolgte sie dann doch auch bei uns: die Ausrufung der Frühwarnstufe. Vielleicht wird nach weiteren Schreckminuten auch noch der Spar-Appell von Robert Habeck übernommen.  

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen Tag ohne großen Gasverbrauch!