Das große Benefizkonzert im Happel-Stadion am Samstag hat gezeigt, wie vielfältig die Pop- und Rockszene in Österreich ist – und wie bereitwillig die Künstler, für einen guten Zweck aufzuspielen. Die Einnahmen des Mega-Events gehen bekanntlich an die Ukrainehilfe, und da ist jeder Euro hochwillkommen und notwendig. An dieser Stelle auch noch einmal einen kräftigen Applaus für Ewald Tatar, der diese Mega-Veranstaltung binnen weniger Tage auf die Beine gestellt hat.

Im Vorfeld hat es Stimmen gegeben, die gefragt haben, ob es in Corona-Spitzenzeiten notwendig und sinnvoll sei, 40.000 Menschen in einem Stadion zu versammeln. Ja, diese Frage darf man ruhig stellen, und auch folgende: Ist es wirklich notwendig und sinnvoll, das ganze Land ohne Wenn und Aber „aufzusperren“ und die Pandemie einfach durchrauschen zu lassen? Koste es, was es wolle – unter anderem noch immer Menschenleben.

Ja, im Happel-Stadion waren Massen versammelt und die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus auch dort umtriebig war, ist groß. Ja, im Happel-Stadion wurden Bier und wohl auch stärkere Flüssigkeiten getrunken, dennoch war es keine wilde Corona-Party, kein verantwortungsloses Remmidemmi, sondern eine riesige, friedliche, herzerwärmende Solidaritätskundgebung für die gepeinigten Menschen in der Ukraine und jene auf der Flucht. Dass die Menschen dazu auch getanzt und gelacht haben, wird hoffentlich niemand zum Vorwurf herbeireden. Und wer beim Grande Finale, als die All-Stars die Lennon-Hymnen "Imagine" und "Give peace a chance" anstimmten, keine Gänsehaut bekam, dessen Haut ist schon so dick, dass nichts mehr durchdringt.

Denn alle – von den Künstlerinnen und Künstlern auf der Bühne über den via Video zugeschalteten Sir Bob Geldof bis Bundespräsident Alexander Van der Bellen – haben die richtigen Worte gefunden gegen die Barbarei des Krieges. All das kann man als naives "Make love, not war"-Event abtun, muss man aber nicht. Alle an diesem denkwürdigen Abend sind aufgestanden: für die Ukraine, gegen den Krieg. Und für Werte, die für uns selbstverständlich sind, für andere nicht: Frieden und Freiheit.