Drei Regierungschefs aus dem Osten der EU reisen nach Kiew. Mitten im Krieg. Während ein Raketenalarm auf den nächsten folgt. Man braucht daraus keine Heldengeschichte zu machen, um die enorme Symbolkraft des Besuchs zu erkennen. Denn es ist ja so: Der Pole Mateusz Morawiecki, der Tscheche Petr Fiala und der Slowene Janez Jansa besteigen den Zug, um sich an der Front mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu treffen. Dagegen begnügen sich der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit Telefonaten.
Im Osten des Kontinents trifft so etwas einen extrem empfindlichen Nerv. Zu Recht! Man erinnere sich: Die Deutschen wollten zuerst gar keine Waffen an die Ukraine liefern, sondern nur ein paar Helme. Und von einem Energieboykott will man schon gar nichts wissen. Das würde ja den Preis für Gas und Benzin erhöhen.
So etwas geht im reichen und weichen Westen gar nicht.
Erinnert sich noch jemand an den Georgienkrieg 2008? Damals reiste der polnische Präsident mitten während der Kämpfe nach Tiflis und prophezeite: „Heute Georgien, morgen die Ukraine – und am Ende kommt auch mein Land an die Reihe.“
Man müsse Putin Einhalt gebieten. Deutsche und Franzosen wiegelten ab. Heute reisen wieder die Osteuropäer an die Front. Zeitenwende? Ist im weichen Westen noch nicht wirklich zu erkennen.