Heute schreibe ich meine letzten „Notizen eines Vaters“, mit ein wenig Wehmut, aber zugleich mit viel mehr Dankbarkeit, dass 26 Jahre lang meine kleinen Betrachtungen über meine große Familie veröffentlicht worden sind. In diesem Text will ich noch einmal an ein paar Stationen Halt machen auf meiner wunderbaren Reise durch mein Vaterleben. Die Geburt unseres ersten Sohnes im Oktober 1983, auf die sich Astrid und ich so sehr gefreut hatten, sollte ganz entscheidend unser Leben verändern: Von einem Tag auf den anderen war alles anders. Die vielen Fehler, die wir bei seiner Erziehung gemacht hatten, versuchten wir bei den nachfolgenden zu vermeiden, begingen allerdings andere. Damals wurde mir bewusst, dass die perfekte Mutter oder der perfekte Vater nur in den Erziehungsratgebern existiert. Es gibt 1000 Wege, gute Eltern zu werden, und nicht nur einen.

Die dunkelsten Monate meines Vaterlebens begannen mit dem Weihnachtsfest 1994, als ich auf den Anruf meiner Frau wartete, die mit unserem Drittgeborenen auf die Kinderklinik gefahren war. Dann die niederschmetternde Diagnose: „Er hat Leukämie.“ Es folgten 34 Tage voller Schrecken und Hoffnung bis zum erlösenden Befund: Die Therapie wirkt, unser Sohn wird wieder gesund. In dieser Zeit lernte ich zu beten. In den vielen Stunden am Krankenbett erfuhr ich, wie zerbrechlich das Glück von uns Eltern ist und wie sehr es vom Wohlergehen unserer Kinder abhängt. Jede Familie ist eine Schicksalsgemeinschaft, deren Mitglieder untrennbar miteinander verwoben sind. Und jede Familie ist ein kleiner Planet für sich, auf dem es alles gibt: Lachen und Weinen, Mut und Angst, Liebe und Streit, Trauer und Freude. Es ist nun einmal so: Leid und Unrecht lassen sich nicht ausblenden, sie gehören zum Leben dazu.

Die Erinnerung an unvergessliche Campingurlaube am Tyrrhenischen Meer und viele Radtouren, mit je einem anderen Kind, trage ich wie einen Schatz in mir. Mein Rad war schwer bepackt, Dominik strampelte tapfer hinter mir her. Von seinem Gepäckträger flatterte ein kleiner, schwarz-weißer Wimpel, der des SK Sturm. Die Suche nach einem Schlafplatz war aufregend. Wir schlugen die Heringe ein, wo es uns gerade gefiel, machten ein kleines Feuer und hielten eine Bratwurst auf selbst geschnitzten Stecken in die Glut. Im Zelt dann suchte seine kleine Hand meine große, hielt sie fest, und so schliefen wir ein.