Vor ein paar Tagen fragte ich meine Söhne: „Freut ihr euch eigentlich schon auf die Olympischen Spiele?“ – „Die im Sommer?“ Für die, die in wenigen Tagen in Peking beginnen, zeigen sie wenig Interesse. „Winterspiele in Peking ist genauso absurd wie die Fußballweltmeisterschaft in Katar. Außerdem haben wir genug vom Schnee, wir wollen, dass es wieder warm wird“, sagen sie. Viele Jahre schien es so, als ob wir Österreicher ein Gen besäßen, das stämmige Burschen aus den heimatlichen Alpen dazu befähigt, tollkühn, schnell und geradeaus ins Tal zu rasen. So wie Afrikaner bei den Langstreckenläufen immer gewinnen, siegten wir beim Schussfahren. Aber heuer scheint die Theorie nicht mehr zu stimmen.

„Außerdem: Für wen sollen wir Daumen halten?“, fragt unser Jüngster. „Der Bode Miller hat leider aufgehört. Der war cool, weil er anders war als alle anderen. Ist mit dem Wohnmobil zu den Rennen gekommen, und wenn er keine Lust hatte, ist er einfach nicht gefahren.“ Dass er hin und wieder vor einem Rennen eine Nacht durchgemacht hat, störte meine Söhne nicht im Geringsten. „Das muss doch öd sein, wochenlang nur trainieren, Rennen fahren, trainieren. Sei ehrlich: Ist das ein Leben?“

Keinesfalls auslassen wollen die Buben die Übertragungen vom Curling. Das ist jener lustige Bewerb, der auf dem Eis zwischen zwei Mannschaften ausgetragen wird. Beide Teams versuchen, mit einem maximal 19,96 kg schweren Granitstein dem Zentrum so nahe wie möglich zu kommen. Es ist wie Eisstockschießen, nur dass der Stein von einem rasend putzenden Zwei-Mann-Team begleitet wird. Die beiden Spieler haben einen Besen aus Maisstroh oder mit Kunstborsten und können mit diesem auf dem Eis „wischen“. Dadurch entsteht ein Wasserfilm. Das Wasser gefriert sofort wieder und macht das Eis glatter und schneller. Meine Söhne sind sich einig: Curling ist die einzige Disziplin, bei der sie in Peking gerne mitmachen würden, was mich doch ein wenig wundert. Zu Hause haben sie nämlich noch nie einen Besen in die Hand genommen – weder mit Kunstborsten noch mit Maisstroh.