Ob Graz, Hallein oder Linz: Wer in diesen Wochen miterlebt, wie der Himmel plötzlich seine Schleusen öffnet und Regenmengen innerhalb weniger Stunden niederprasseln, die sich üblicherweise über Wochen oder gar Monate erstrecken, blickt in der Regel fassungslos nach oben – und bleibt ratlos zurück.
Denn die Wucht, mit der sich die Naturgewalten zu Wort melden, legt den wohl empfindlichsten Nerv unserer Gesellschaft bloß. Wir sind hervorragend darin, Probleme analytisch anzugehen und mit technischen Lösungen zu beheben. Sobald aber die Technik an Grenzen des Machbaren stößt, sind wir ausgeliefert und hilflos.
Gegen diese gigantischen Regenmengen gibt es aber keine schnelle Abhilfe. Wir können nicht das ganze Land mit Schutzbauten zupflastern, jedes Flüsschen so auslegen, dass es auch im Extremfall zu bändigen ist. Das Eingeständnis dieser Hilflosigkeit, so beklemmend es auch sein mag, ist jetzt aber wichtig. Denn nur so wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass wir grundlegend umdenken müssen. Die Natur nicht als Beuteobjekt, sondern Partner zu begreifen. Und endlich danach zu handeln.
Hermann Fröschl