Vor einer Woche erzählte ich von unserem familieninternen Wettbüro. Es ging darum, Geschlecht, Geburtsdatum, Länge und Gewicht unseres vierten Enkelkindes zu erraten. Ich lag nur in einer Kategorie richtig (Mädchen), in allen anderen zum Teil weit daneben und belegte zusammen mit Nikolaus und Nils den letzten Platz. Gewonnen haben Dominik und Anna, die nun mit dem Gesamteinsatz für ihre Nichte ein kleines Geschenk besorgen dürfen.

Sehr schnell waren sich die Eltern einig, wie das Baby heißen soll: Olivia. Meine Frau und ich brauchten oft einige Wochen. Wir legten uns gegenseitig lange Listen vor und vergaben Punkte. Auf der Suche nach einem passenden Vornamen für unser achtes Kind durchforstete ich auch die Annalen unserer Vorfahren und stieß dabei auf Rochus. Erwartungsvoll brachte ich diesen älplerisch klingenden Bubennamen in die Familiendiskussion ein, allerdings mit geradezu durchschlagendem Misserfolg. Meine Kinder erkannten das Wort nicht einmal als Vornamen. „Was ist das?“, fragten sie und warnten mich vor zu befürchtenden Spätfolgen: „Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie es einem in der Schule geht, wenn man Rochus heißt?“ Auch Anselm, der Vorschlag meiner Frau, stieß auf allgemeines Unverständnis. Unser zweitältester Sohn Benedikt, Fußballnarr und Sturm-Fan, plädierte für Kazimir, einen Namen, mit dem wiederum ich nicht gerechnet hatte. „Kazimir, wie der Sidorczuk, wär geil, weil wir noch keinen Goalie in der Familie haben.“ Zur Erklärung: Unsere Buben spielten in ihrer Jugend alle Positionen, nur nicht im Tor. Ich gab damals zu bedenken, dass die Strafraumherrschaft des populären polnischen Legionärs zeitlich doch begrenzt und wahrscheinlich bereits zu Ende sein werde, ehe unser kleiner Kazimir einen Ball würde fangen können.

Zuletzt hatte sich eine Art Favoritenkreis herauskristallisiert, aus dem zwei Namen bis zur Fahrt in die Gebärklinik die besten Chancen eingeräumt wurden: Ferdinand und Leopold. Bald darauf lag das Baby in den Armen meiner Frau. Es war entzückend und bekam den Namen Sophie.